Ich liebe es, wenn Themen sich vermischen, Künstler sich vereinen oder unterschiedliche Projekte den Weg zueinander finden. Projekte, die über den Tellerrand hinausschauen und etwas Neues wagen, haben oftmals einen ganz besonderen Zauber, der leider viel zu oft unterschätzt wird.
In meinem Fall war ich lange auf der Suche, wie ich meine geliebten Handarbeiten mit anderen Hobbies vereinen konnte. Zwar hatte ich bereits meiner alten Hundedame einen kleinen Pulli für kalte Wintertage gestrickt, aber das reichte mir natürlich nicht. Es vergingen mehrere Monate und erst ein Instagram-Post half mir dabei, zwei meiner Leidenschaften zu vereinen. In den folgenden Stunden laß ich mich ein und konnte es kaum erwarten das sog. „Solarfärben“ selbst zu probieren. Eigentlich ist es ganz einfach: Man nimmt ein Glas, Wolle, etwas Beize, Pflanzenteile, Wasser, rührt alles um, sagt 2x Hokus Pokus, stellt das Glas 2 Wochen in die Sonne und hat dann gefärbte Wolle. Nun gut, jeden Falls dachte ich, es sei so einfach.
2019 war es so weit und es kam, wie es kommen musste. Ich kaufte mir auf einem Wollfest die ungefärbte Sockenwolle von Schachenmayr (Werbung) und da sie nicht viel kostet und das Risiko überschaubar war, kaufte ich gleich 2 Stränge – ihr kennt das 😉 Leider fand das Wollfest erst am Ende des Sommers statt, wodurch ich mein neues Projekt in das kommende Jahr verschob.

Im Sommer 2020 laß ich mich noch mal schnell ein, kroch jagend durch meinen Garten und sammelte diverse Pflanzenteile ein. Das zuvor gekaufte Alaun (In der Apotheke und in Drogeriemärkten erhältlich) wurde im Wasser aufgelöst und so schichtete ich die zuvor im Wasser eingeweichte Wolle nach und nach abwechselnd mit Pflanzenteilen und dem Alaun in das Glas. Der Deckel wurde geschlossen und das große Warten begann.
Zwei Erkenntnisse gewann ich in relativ kurzer Zeit:
1.) Mein Glas war zu klein
2.) Die Sonne war weg
Unglaublich, aber wahr… 2 Hitzesommer nacheinander und kaum war meine Wolle im Glas, kam die Sonne für zwei Wochen nicht mehr hinter den Wolken hervor, in meinem Glas tat sich absolut NICHTS. Nach drei frustrierenden Wochen sammelte ich erneut alle möglichen Färberpflanzen ein, nahm mein Glas mit nach Hause, öffnete es, wusch vorsichtig die Wolle aus und begann erneut mit meinem Woll-Schicht-Salat. Anstelle des Gewächshauses, packte ich das Glas jedoch mehrere Stunden in den Backofen bei 80 Grad und beschleunigte so den Vorgang. Ja, ab dem Punkt hatte mein Experiment nicht mehr viel mit „Solar“ zu tun, aber meine Geduld war wirklich ausgereizt. Nach dem Auswaschen war ich von meinem Färberergebnis hellauf begeistert und direkt verliebt. Ist der Strang nicht zauberhaft?

Unterm Strich, kann ich jedem dieses Experiment wärmstens empfehlen. Es macht wahnsinnig viel Spaß und es bietet einem die Möglichkeit den eigenen Garten zu konservieren, zu verschenken oder als Tuch/Socke auch im Winter wertzuschätzen. Man darf aber nicht immer die stärksten und kräftigsten Farben erwarten, so wie bei der Zugabe von künstlichen Stoffen. Im Regelfall werdet ihr die Pflanzen im Garten besitzen, die eher schwach färben. Das muss aber nicht weniger schön sein!
Ich habe euch mal eine Liste der Pflanzen zusammengestellt, die beispielsweise in meinem Garten wachsen, auch ohne vorher geplant gewesen zu sein:
– Brennnesselblätter: Grün
– Brombeerblätter: Gräuliches-bräunliches Grün
– Efeublätter: Gräuliches Grün
– Frauenmantel (komplette Pflanze): Gelbgrün
– Hibiskus: Angeblich rosa, allerdings wurde es bei mir immer grau
– Gemeine Pfingstrose: Braun
– Johanniskraut: Gelb
– Löwenzahn: Gelb
– Mädchenauge: Orange
– Ringelblume: Gelb/Orange
– Schwarze Stockrose: Grau/Taube bis schwarz
– Sonnenhut: Olivgrün
– Tagetes: Orange
– Tomatenblätter: Gelbliches Grün
– Zwiebelschale (braun): Orange/Rostbraun
– Zwiebelschale (rot): Grün
Vorweg – Angeblich verlieren mit Beeren gefärbte Teile schneller an der Intensität der Farben:
– Brombeeren: Helles lila
– Holunderbeeren: Lila
Auf dem Weg zum Garten komme ich außerdem an:
– Birken (Blätter) : Gelb
– Gelbe Schafgarbe: Gelb
– Echte Walnuss (Blätter und Schalen) : Goldbraun/braun
vorbei.
In den kommenden Jahren möchte ich gerne die ein oder andere Farbexplosion in meinem Garten zusätzlich anbauen. Unter anderem zum Beispiel die Krappwurzel, die ein wunderschönes und kräftiges Rot hervorbringt und den Färberwaid, der das Garn Blau färbt. Wichtig ist vor allem, dass ihr ein ausreichend großes Schraubglas (Werbung) verwendet. Ich habe mich daher für das 2L Fassungsvermögen entschieden, damit ich mehr Pflanzen in das Glas stopfen kann und somit ein kräftigeres Ergebnis erhalte. Wenn ihr 20 Gramm Stränge färbt, dürfte aber auch ein kleineres Glas ausreichen. Tut euch aber selber den Gefallen und überschätzt eure Gefäße zuhause nicht. Mit Garn und Wasser ist nicht mehr SO viel Platz für Garn – leidvolle Erfahrung 🙂

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Claudia
15. April 2024 — 18:38
toll, ich bin soeben auf deine Anleitung gestossen – einfach super.
wie hat sich die Wolle nach dem Tragen resp. Wäsche verhalten. Von Fixieren der Farbe habe ich nichts gelesen und darum „Angst“, dass mein Geschenk nach dem Waschen wieder bleich ist
Woll.Verine
21. April 2024 — 09:25
Guten Morgen 🙂
Naturfarben bleichen immer etwas nach, so zumindest meine Erfahrung und was ich gelesen habe. Allerdings bin ich leider nicht so tief im Thema drin, dass ich da „Expertin“ geschimpft werden darf 😀 Vor allem Sonnenleicht kann dazu beitragen, deine gefärbten Stücke auszubleichen. Das ist bei Stricksocken natürlich weniger der Fall. Vielleicht kann man mit Essig die Farben fixieren? Falls du mal was zu berichten hast, mach das sehr gerne 🙂
Liebe Grüße
Stefanie
Anne Haunhorst
24. August 2023 — 07:05
Guten Tag,
Ich habe auch eine Frage zu den Blüten speziell zum Sonnenhut..muss ich diese vorher trocknen?
Welche Blüten braucht man nicht trocknen ?
Liebe Grüße Anne
Woll.Verine
24. August 2023 — 10:31
Guten Morgen,
Um ehrlich zu sein habe ich nie den direkten Vergleich zwischen getrockneten und frischen Blüten ausprobiert. Es war bei mir immer eine Mischung aus beiden, in wie weit es einen Unterschied macht, kann ich dir nicht sagen.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Experiment
Steffi 🥰
ANITA NÖTH
4. Juni 2023 — 09:03
Hallo,darf ich fragen in welchem Verhältnis das Alaun mit Wasser gemischt wird?
Lg
Woll.Verine
4. Juni 2023 — 11:08
Guten Morgen 🙂
Ich meine, es waren 20 Gramm auf 100 Gramm Wolle 🙂
Liebe Grüße und ganz viel Spaß beim Färben!
Doro
20. Januar 2022 — 16:13
Hallo, wird das Alaun gleichzeitig mit allen Zutaten ins Glas geschichtet, oder wird die Wolle vorher damit eingeweicht?
Deine Beiträge gefallen mir übrigens sehr gut, sowohl die Bilder als auch der Text!
Woll.Verine
20. Januar 2022 — 23:10
Guten Abend und vielen herzlichen Dank <3 Es freut mich sehr, wenn euch die Beiträge gefallen.
Das Garn wird zuerst im Wasser eingeweicht, damit es vollständig nass bzw. vollgesaugt ist und die Farben sich später besser verteilen können. In der Zwischenzeit habe ich das Alaun in einem separaten Behälter vollständig (!) in warmen Wasser aufgelöst und während des Schichtens immer wieder zwischen Garn und Pflanzen gegossen. Andere kippen die Lösung am Ende in das Schraubglas und ich glaube, da muss man einfach mal mutig ausprobieren 🙂
Viel Spaß beim Färben, es kann süchtig machen!
Eisfriede von Au
8. September 2021 — 15:15
Hallo, verwendest du jeweils die Blüten oder die Blätter für das jeweils im Text genannte Farbergebnis?
Woll.Verine
8. September 2021 — 16:35
Guten Abend,
das ist ganz unterschiedlich.
Bei den meisten Blühern, verwende ich die Blüten und z.B. bei den Tomaten nur die Blätter. Wenn ich bei den Pflanzen nichts dazu geschrieben habe, kannst du von den Blüten ausgehen 🙂
Viele Grüße
Steffi