Wie jedes Jahr habe ich mir auch diesmal einen Plan für den Stash-Abbau gebastelt. Projekte rausgesucht, Garn zurechtgelegt, alles schön durchdacht. *To-Do-Listen-Fangirl* Mir war schon klar, dass ich den nicht zu 100 % durchziehen würde, aber so um die 75 % hatte ich schon eingeplant. Womit ich allerdings überhaupt nicht gerechnet habe: meinen Augen.
Noch nie hatte ich Augenprobleme und umso irritierter war ich, als die ersten schlechten Wochen ins Land zogen. Ja, sie waren mal ein wenig trocken, aber weder Bindehautentzündungen noch eine veränderte Dioptrienzahl legten mir bisher Steine in den Weg. Doch nun hat sich etwas verändert und an meine geliebten Handarbeiten war phasenweise kaum zu denken. Ich arbeite am PC? Meine Augen streiken. Ich bin im Strick-Flow, das Muster passt, das Garn läuft perfekt durch die Finger und die Zeit verfliegt? Plötzlich wird es richtig anstrengend. Wirklich trocken fühlen sie sich nicht an, aber sie wollen einfach nicht mehr fokussieren. Was ist da los?
Das Problem begleitet mich schon das gesamte Jahr und auch ein Besuch beim Augenarzt brachte zwar keine Erkenntnis, aber immerhin die Gewissheit, das mit den Augen eigentlich alles in Ordnung ist… womit wir zum heutigen Blog-Thema kommen: Willkommen in der Welt der überreizten Augen!
Übrigens gibt es bereits zwei Beiträge, die dich ebenfalls interessieren können. Zum einen mein Blogbeitrag über Handprobleme beim Stricken/Häkeln und zum anderen ein Gastbeitrag, wie man typische Probleme – ausgelöst durch Handarbeit – verhindern kann. Die liebe Anna hat uns da einige Tipps und Tricks zusammengestellt, schau gerne in DIESEM Blogbeitrag vorbei!

Warum sind unsere Augen zusehends überfordert (haha, Wortspiel!)
Zu keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte, waren unsere Augen so stark belastet, wie in der heutigen, digitalen Welt. Smartphone, Tablet, Laptop, Fernseher, wo man auch hinsieht, überall blinkt und flimmert es. Es war demnach nur eine Frage der Zeit, dass neben „dem Rücken“ auch trockene, müde oder gereizte Augen zur neuen Volkskrankheit geworden sind. Und ich hab natürlich beides 😀
Mittlerweile starren wir stundenlang auf Bildschirme, unsere Augen bewegen sich kaum, müssen sich in sekundenschnelle auf neue Schriftarten, Bilder und Lichtverhältnisse einstellen. Unsere Augen sind ungewollt und untrainiert zu Marathonläufern geworden. Sie haben keine Chance, sich dem zu entziehen und müssen täglich Höchstleistungen erbringen. Selbst in Pausen, die für uns Entspannung sind, muss das Auge arbeiten und so wird Doom-Scrolling bei TikTok, das Zocken deines Lieblingsgames oder eben auch Handarbeite zur belastenden Spätschicht.
Neben dem Starren bemerken wir nicht, wie wenig wir nur noch Blinzeln. Ich habe für diesen Blogbeitrag den Test gestartet und mein Blinzeln mit dem eigentlichen Soll-Standard verglichen. Während man durchschnittlich 8-15x pro Minute blinzelt, sind es bei mir während des Blogschreibens, um die 4-8x. Die Faustregel lautet: Desto konzentrierter, desto weniger und das nicht ohne Folgen. Die Tränenflüssigkeit verdunstet schneller und die Augen fühlen sich trocken und „sandig“ an. Einmal in diesem Teufelskreis gefangen, kommen schnell Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen oder ein Druckgefühl/Stechen hinter den Augen dazu. All das sind typische Zeichen für überanstrengte Augen. Vor allem der stechende Schmerz hat mich dieses Jahr stark belastet.
Aber was haben Handarbeiten damit zu tun?
Mal Hand aufs Herz… feines Garn, Reihenzählen oder eine komplizierte Strickschrift, all das erfordert einen langen, starrenden Blick auf deine aktuelle Arbeit. Automatisch strengst du dich an, deine Augen versuchen den Fokus zu halten und du blinzelst seltener. Kommt dann noch eine schlechte Beleuchtung dazu, sind deine Augen bedient. Aber nicht nur das! Handarbeiten sind für uns zwar die kleine Auszeit vom Alltag, die Belohnung im Feierabend, aber für unsere Augen hat sich nichts geändert. Während wir endlich etwas anderes machen, als Papierkram oder Buchhaltung am PC, ist die Belastung für unsere Augen gleichgeblieben.
Was kann ich gegen müde und trockene Augen unternehmen?
Die gute Nachricht: Du musst nicht auf deine Lieblingsbeschäftigung verzichten! Mit ein paar einfachen Tricks kannst du deine Augen entlasten und dafür sorgen, dass sie auch nach stundenlangem Stricken oder Häkeln noch fit sind. Aber(!) sollten deine Probleme nicht verschwinden, sie stärker werden oder du dir unsicher sein, such auf jeden Fall einen Augenarzt auf.
- Regelmäßiges Blinzeln
Es klingt so banal und ist doch so schwer. Seitdem ich mich intensiver mit diesem Thema beschäftige, versuche ich mich an diese Regel zu halten. Im Arbeitsalltag fällt es oft schwer, aber bleib dran! Tränenflüssigkeit ist das A und O der Augengesundheit und mit etwas Übung wird das Blinzeln wieder zu Gewohnheit. - Gute Beleutung!
Vermeide grelle, direkt ins Gesicht strahlende Lichtquellen. Stattdessen sorge für warmes, diffuses Licht von der Seite oder von hinten. Tageslicht ist ideal, aber auch eine gute Tageslichtlampe kann helfen, besonders in den dunklen Monaten. Ich habe meinen Bildschirm aktuell direkt vor dem Fenster und bin mir sicher, dass dieser Umbau auch zur Verschlechterung beigetragen hat. - Gönn deinen Augen Pausen
Die 20-20-20-Regel ist nicht nur für Bildschirmarbeit hilfreich: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf etwas in 20 Fuß (ca. 6 Meter) Entfernung schauen. Das entspannt die Augenmuskulatur und fördert das natürliche Sehen. Mein Klassenlehrer hat uns bereits in den 90ern erklärt, wie wichtig Licht und das „in die Ferne schauen“ ist. Ein Visionär! Diese Unterrichtsstunde hat sich so sehr in meinen Kopf eingebrannt, dass ich sie nie vergessen habe. Damals fand ich es absolut absurd, dass man ZU lange auf einen Bildschirm starren kann, heute weiß ich es besser 😀 - Kühlung
Brennen deine Augen oder fühlen sich sie sich bereits trocken an, können Augensprays mit Hyaluron oder kühlende Gelpads helfen. Einfach eine Pause vom Stricken nehmen, die Pads10 Minuten auf die Augen legen und sie sind oft wie neu 🙂 Hast du nichts Passendes zu Hause, kannst du dir auch einfach Löffel in den Kühlschrank legen und damit deine Augen kühlen. Bitte nutze dafür nicht das Gefrierfach, um Verletzungen durch Kälte am Auge zu vermeiden. - Kontraste
Sobald ich stricke, habe ich einen kontrastreichen Untergrund vor mir liegen. Immer. Entweder liege ich entspannt auf der Couch und habe bereits eine helle Hose an oder ich lege mir meine Couchdecke auf den Schoss. Dunkles Garn auf dunklen Untergrund strengt deine Augen unnötig an und sollte vermieden werden.
… und zu guter Letzt: Solltest du bereits eine Brille tragen, lohnt sich immer ein Check beim Optiker. Augen können sich mit der Zeit verschlechtern und vielleicht hast du es vorhr nur noch nicht bemerkt. Oder aber du brauchst für die Naharbeiten eine spezielle Lesebrille oder Gleitsichtbrille.
Sport für die Augen
Vor einigen Jahren bin ich auf den Begriff „Augengymnastik“ gestoßen und habe mich etwas reingelesen. Wenn man darüber nachdenkt, ist es eigentlich ganz logisch: Das Auge arbeitet mit Muskeln, die wider rum den ganzen Tag auf den Bildschirm starren. Dadurch verspannen sie sich, werden unflexibel und können Probleme bereiten. Wie jeden anderen Muskel, kann man auch Augenmuskel trainieren und ihnen dadurch helfen, besser fokussieren zu können um die Sehkraft bzw. das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Neben den kühlenden Mitteln (s. oben) haben sich bei mir vor allem Augenübungen bewährt, die ich wunderbar in meinem Arbeitsalltag integrieren kann. Im Gegensatz zum Blinzeln fallen mir diese Übungen deutlich leichter, da der angenehme Effekt oft sofort eintritt (Ja, ich brauche SOFORTIGE Belohnungen). Im Internet kannst du inzwischen eine ganze Reihe von verschiedenen Übungen finden. Probiere rum und entscheide, welche dir am besten gefällt. Aus eigener Erfahrung rate ich dir dazu, die Übungen langsam, konzentriert und bewusst auszuführen. Gerade am Anfang kann einem schnell schwindelig werden, wenn man die Übungen nicht gewohnt ist.
Meine Top drei sind:
Blickrichtung ändern
Ich glaube, wir vergessen oft, wie beweglich unsere Augen sind. Oft drehen wir unseren gesamten Kopf, wenn wir etwas sehen möchten, dabei könnten wir auch einfach zur Seite schauen. Auch dieser Aspekt kling so lächerlich banal und ist doch so wirkungsvoll!
Die Übung: Den Kopf gerade halten und die Augen erst zu der einen Seite, dann zu der anderen Seite gucken lassen. Danach nach oben und nach unten. Diese Übung führe ich langsam aus und widerhole sie immer 10-15x.
Augenrollen
Die Augen langsam im Uhrzeigersinn 15 Sekunden lang rollen. Ich schließe hierfür immer gerne die Augen und kann dadurch die Tränenflüssigkeit gleich mit verteilen (Effizienz! :D)
„Herr Lieske hatte Recht“-Übung
Ja, in meinem Arbeitsalltag begleitet mich mein Klassenlehrer von vor 25 Jahren. Hierbei fokussiere ich regelmäßig Punkte in der Ferne, z.B. Vögel, Laub, den Kamin gegenüber. Das entlastet den Sehnerv und er kann sich kurz entspannen. Denkpausen hat jede und jeder und die eignen sich hervorragend, um den Blick schweifen zu lassen.
Fazit
Vergiss nicht, dass unsere Augen unglaublich wertvoll sind und eine gute Behandlung verdient haben. Auch wenn wir uns beim Stricken und Häkeln entspannen, sollten wir es nicht übertreiben und unseren Körper in Gänze betrachten. Wenn wir mal ehrlich sind, kann auch Handarbeit keine vollkommene Entspannung sein, wenn eines unserer Körperteile unter Anstrengung Höchstleistungen vollbringen muss. Achte auf einen sinnvollen Ausgleich, gute Lichtverhältnisse, regelmäßige Pausen und ein bisschen Augenpflege. Die oben beschriebenen Übungen helfen mir sehr, meine Augen zu entspannen und sie helfen mir sogar bei der Vorbeugung gegen meine ständigen Kopfschmerzen.
Der ultimative Tipp: Lerne blind zu stricken oder häkeln! Ich versuche es immer wieder und ich schaffe es auch hier und da einige Maschen lang. Allerdings habe ich es nie in solch einer Perfektion gelernt, wie Andere. Bedenke, dass wenn du gar nicht erst auf die Maschen schauen musst, sondern in die Ferne schweifen kannst, du auch stundenlange Handarbeits-Sessons durchziehen kannst. Den Augen ist es dann egal 😀
Ich für meinen Teil merke gerade, dass ich wieder eine Bildschirm-Pause brauche. Zwar habe ich zur Zeit einen längeren Urlaub, bin allerdings verhältnismäßig viel am PC bzw. Handy unterwegs. Instagram, Blogbeiträge, Pinterest, ich möchte einfach durchziehen, wofür sonst im Alltag zu wenig Zeit bleibt. Jetzt, nachdem ich das Fazit geschrieben habe, werde ich mir einen Kaffee trinken gehen und Menschen beim shoppen in der Ferne beobachten 🙂
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