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Schafwolle im Garten ver(sch)wenden?

Wer mich, meinen Blog und vor allem meinen Instagram-Account kennt, weiß, wie sehr ich meinen Garten und die Natur liebe. Mein Garten ist der jährliche Kampf, den es sich zu kämpfen lohnt. Unkraut (Butterblume!), Schnecken und der innere Schweinehund bringen sich täglich in Position, aber ich halte tapfer, motiviert, manchmal auch frustriert dagegen. Ich liebe meine Pflanzen, ich liebe es, ihnen beim Wachsen zu zuschauen und manchmal sogar etwas zu ernten. Zwar bin ich bei Weitem keine professionelle Gärtnerin und doch wurde jede einzelne Blume, Staude, jedes Büschlein, jeder Samen und Bäumchen bewusst gesetzt, per Hand gepflegt und mit großer Freude bewundert. Ok, oft auch vergessen, aber das ist ein anderes Thema. Mein Gartenboden ist mir ein wertvolles Gut, er gibt mir und den Tieren in meinem Garten Nahrung – für Körper und Geist.

Das heutige Thema wird durchaus kontrovers behandelt und – wie immer – gibt es mehr als nur Schwarz und Weiß. In diesem Jahr probiere ich zum ersten Mal aus, was schon viel zu lange auf meiner To-Do-Liste steht und zwar: Schafwolle im Garten, statt auf der Stricknadel. Quasi, die Fusion zweier Dinge, die ich nicht missen möchte.

Ungewaschene Rohwolle Schaf

Schäferinnen, Schäfer und wir

Schafwolle ist ein natürliches Produkt und sie fällt ganz automatisch an, sobald jemand Schafe hält. Unsere heimischen Schafe leisten viel mehr, als den meisten bewusst ist: Sie halten die Wiesen kurz, pflegen Lichtungen und Freiflächen, trampeln Wege und Dämme fest. Keine Abgase, kein Hupen, nur ein genüssliches Mähhh. Schäferinnen und Schäfer übernehmen damit wichtige Aufgaben für unsere Kulturlandschaft und doch stehen viele von ihnen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Die Probleme dieser Berufsklasse sind vielfältig und würden den Rahmen eines einzelnen Blogbeitrags sprengen. Nicht zuletzt ist aber auch hier die fehlende Wertschätzung ihrer Leistung, gegenüber ihren Produkten und ihrem enormen Zeitaufwand eines dieser Probleme.

Wir Verbraucherinnen und Verbraucher haben uns an weiche, zarte Garne gewöhnt. Diese kommen meist aus Übersee, wo die Schafe feineres Haar haben. Die rustikale Haptik der deutschen Wolle dagegen wirkt grob, ungewohnt, unbequem. Oder besser gesagt… ist sie robust, langlebig und regional. Und trotzdem landet sie viel zu oft im Müll. Schon längst sind wir Konsumenten nicht mehr bereit, auf die Wolle vor unserer Haustüre zurückzugreifen und haben uns flauschige Alternativen gesucht. Das Thema „Regionale Wolle“ hatte ich bereits in diesem Blogbeitrag thematisiert, schau dort gerne im Anschluss vorbei.

Wer Schafe hält, muss sie auch scheren. Ob es Abnehmer für die Wolle gibt, ist dabei egal. Bei größeren Herden braucht es dafür oft eine kostenpflichtige Hilfe von außen, da allein die Logistik schon ein wahrer Kraftakt ist. Doch was passiert danach mit der Wolle? Kommt sie überhaupt in den Handel? Und wie kommt sie auf unsere Stricknadeln? Dank einer Interview-Reihe auf Instagram von Frau Feierabendfrickelei und einem Schäfer konnte ich viel über den gewaltigen Aufwand dahinter lernen. Geerntete Rohwolle muss zunächst gereinigt und erst danach kann sie in eine Spinnerei gegeben werden. Viele Betriebe nehmen Wolle erst ab größeren Mengen an, sodass ein kleinerer Schaf-Betrieb meist keinen direkten Partner in der Umgebung finden kann oder sich mit Anderen zusammenschließen muss. Es ist durchaus normal, dass die Reinigung 500km weit weg von der Verarbeitung stattfindet, was wirtschaftlich kaum lohnenswert ist. Viele Schäferinnen und Schäfer versuchen deshalb, über Crowdfunding wenigstens einen Teil der Kosten zu decken. Obwohl Crowdfunding immer mal wieder einzelne Projekte unserer heimischen Schäferinnen und Schäfer ermöglicht, ist das natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und kann keine Lösung für alle Zeiten sein. Nicht zuletzt, da die meisten Projekte nur durch massive Influencer-Werbung die finanzielle Ziel Gerade erreichen. Hast du keinen Follower-starken Partner an deiner Seite, hast du oft Pech gehabt.

Leidenschaft und Frust

Wie frustrierend kann eine Leidenschaft sein? Du liebst deine Tiere, kümmerst dich mit Herzblut um jedes einzelne, produzierst einen wertvollen Rohstoff und dann will ihn absolut niemand haben. Manche verkaufen ihre Rohwolle direkt und unverarbeitet an Endverbraucher, Andere werfen sie schweren Herzens weg. Auch die Community der Schäferinnen und Schäfer scheint bei der Frage gespalten zu sein. Es gibt die, die ihre Wolle auf keinen Fall im Müll sehen möchten und sie daher auch für andere Zwecke verkaufen und es gibt Stimmen, die sagen, Wolle gehöre ausschließlich in die Modeindustrie – im Garten habe sie nichts verloren. Fast wirkt es so, als würde man damit ihre Wolle entehren.

Aber …ist das wirklich fehlende Wertschätzung, Wolle im Garten zu verwenden? Ich glaube, dass „Wertschätzung“ ein SO individueller Begriff ist, dass jedes Individuum die Bewertung für sich selbst vornehmen muss. Gerade weil ich meinen Garten liebe, die Erde achte und meine Pflanzen schätze, möchte ich die Wolle ganz bewusst nutzen. Sie soll als Mulch verwendet werden, die Pflanzen mit wertvollen Inhaltsstoffen Düngen und sie vor der Witterung schützen. Ich gebe quasi meine Lieblinge in die Obhut der Wolle und als eine Person, die kein Schneckenkorn und keine Dünger aus der Flasche verwendet, bin ich um umweltfreundliche Alternativen dankbar. Der wahre Wert eines Produkts liegt manchmal eben im Auge des Betrachters. Was für manche Schäfer wie eine grausame Verschwendung anmutet, ist für mich sinnvolle Nutzung. Mein Garten soll Insekten, Vögeln und anderen Tieren ein zuhause schenken und viel zu oft werden die dafür vorgesehenen Futterpflanzen durch das Wetter oder Schnecken zerstört. Es ist einfach schwer, naturnah und ohne Chemie und Ahnung ein kleines Stückchen Land zu managen. Ein Schrebergarten ist zu klein, um ein eigenständig lebendes Biotop zu sein und zu groß, um jedes Problem sofort erkennen zu können. Mir fällt es jedenfalls schwer. Die Wolle hilft (hoffentlich) dabei, meinen Garten lebenswerter zu machen und ist somit die logische Weiterführung der Flächenpflege, für die die Schafe gehalten werden.

Nichts destotrotz kann auch ich es absolut verstehen, dass manche/viele(?) Schäferinnen und Schäfer es respektlos finden und sie ihre Wolle lieber in Pullovern sehen würden. Letzten Endes geht es hierbei natürlich auch um ihr nacktes Überleben und nicht um die Großstadtromantik, die ich nebenbei versuche zu leben.

Ungewaschene Rohwolle Schaf

Der Selbstversuch

Egal, ob Schäfer oder Gärtnerin, wir sind uns eigentlich im Kern einig: Wolle sollte nicht in der Tonne landen! Jedes Jahr fällt in Deutschland tonnenweise Rohwolle an, die in den meisten Fällen im Müll landet und dann – bestenfalls – kompostiert wird. Viele empfinden es als Verschwendung, diese wertvolle Naturfaser einfach in den Garten zu werfen. Aber ich bleibe dabei: Es wäre eine Verschwendung, sie nicht zu nutzen! Meine Rohwolle hat übrigens 25,00 Euro pro 10 Kilo gekostet. Ich bin eine Laiin und kann nicht beurteilen, in wie weit sich dieser Betrag für den Schäfer rechnet. Für mich war es die Investition auf jeden Fall wert. Du kannst etwas zur Kosten-Nutzen-Rechnung sagen? Schreib es gerne in die Kommentare!

Die Vorteile von Schafswolle im Garten

Langzeitdünger
Schafwolle enthält Stickstoff, Kalium, Schwefel und andere Mineralien. Perfekte Nährstoffe für deine Pflanzen! Beim Verrotten gibt sie diese Stoffe langsam ab, was sie zu einem natürlichen Langzeitdünger macht. Vielleicht ist genau das für Menschen wie mich praktisch, die eh immer den Kompost vergessen und ihn nie ausbringen? Ich werde es sehen.

Unkrautschutz
Als Mulchschicht unterdrückt Wolle das Unkraut, hält den Boden feucht und warm und schützt vor Erosion. Gleichzeitig bleibt der Boden locker und durchlüftet. Wusstest du übrigens, dass unser Boden immer mehr verschwinden? Die Erde versandet zusehends und muss vor Wind und Dürre geschützt werden. Dabei ist es egal, ob du dich für oder gegen Wolle entscheidest.

Schutz vor Schnecken
Eines meiner größten Gartenprobleme (bis ich die zarte Butterblume kennenlernte…) sind Schnecken. In den letzten zwei Jahren alleine, haben sie sicherlich 250 Euro Pflanzen weggefressen, die es nicht über 3 Tage hinaus geschafft haben. Mal abgesehen vom Gemüse, waren es oft Insektenpflanzen, die entweder Raupen oder Bienen dienen sollten. Der kratzige Charakter der Rohwolle schreckt Schnecken angeblich ab und ein natürlicher Schutz, ohne meine Boden zu belasten, wäre grandios!

Wasserspeicher
Wolle kann bis zu 30 % ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Das heißt: Sie speichert Feuchtigkeit und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Der ideale Schutz für trockene Sommer oder empfindliche Jungpflanzen!

Kompostierbar & biologisch abbaubar
Schafwolle zersetzt sich mit der Zeit vollständig und zurück bleibt nur nährstoffreicher Boden. Besser geht’s kaum!

Keine Vor- ohne Nachteile

Natürlich muss es immer einen Haken an der Sache geben. Allerdings habe ich für mich entschieden, dass diese wirklich lächerlich gering ausfallen und absolut in Kauf zu nehmen sind.

Geruch
Frisch nach der Schur kann Rohwolle ziemlich streng riechen vor allem, sobald sie nass wird. Wer den Geruch nicht ertragen kann, sollte auf gelüftete oder gewaschene Rohwolle zurückgreifen. Ich muss sagen, ich hatte den Geruch etwas unterschätzt und das geschlossene Paket zwei Tage in meiner Wohnung stehen. Ja, es roch nach Stall, weckte in mir allerdings die schönsten Kindheitserinnerungen 😀

Ungeziefer
Unbehandelte Wolle kann Eier von Parasiten oder Insekten enthalten. Eine trockene Lagerung ist daher wichtig und im besten Fall hält man etwas Abstand von Jungpflanzen.

Nicht jeder Boden mag’s
Bei sehr lehmigen Böden kann die Wolle zu Staunässe führen, wenn sie zu dicht aufliegt. Am besten in lockeren Böden oder als Mischung mit anderen Mulchmaterialien verwenden.

Meine ersten Schritte

Als der Karton ankam, war ich Stadtkind erstaunt, wie viel 10 Kg reine Schafwolle auf einem Haufen ist. Ich fand es großartig, das Produkt anfassen und riechen zu können. Sobald ich Zeit hatte, taperte ich in meinen Garten und legte die ersten Kringel um meine Jungpflanzen. Ja, Ungeziefer kann zwar den Pflanzen schaden, aber ihr habt noch nie die Schnecken in meinem Garten erlebt.

Ungewaschene Rohwolle Schaf Rittersporn

Ungewaschene Rohwolle Schaf Zucchini

Ungewaschene Rohwolle Schaf

Nachdem alle Pflanzen versorgt waren, ging ich heim und prüfte am nächsten Tage direkt, ob die Pflanzen noch lebten. Ich war positiv überrascht, denn alle hatten die erste Nacht gut überstanden. Auch die zweite Nacht war offensichtlich kein Problem, weswegen ein „Jetzt oder nie“ in mir aufkeimte. Ich pflanzte komplett provokativ 2 Pflanzen, die es NIEMALS in meinem Garten überleben würden. Das eine war ein Rittersporn, den ich vor Jahren schon aufgegeben habe und das andere ein Muskatkkürbis. Beide direkt ins Schneckengebiet, ebenerdig, ohne sonstigen Schutz.

Ungewaschene Rohwolle Schaf

Heute war ich das erste Mal wieder in meinem Garten und auch nach mehreren Tagen lebt noch immer jede einzelne Pflanze. Natürlich kann das reiner Zufall sein, da es zum Testzeitpunkt seit Wochen nicht geregnet hat. Allerdings haben Trockenheit und Dürre noch nie die Schnecken von einem schnellen Snack abgehalten, weswegen ich auf jeden Fall positiv überrascht bin. Während ich den Blogbeitrag schreibe, hat es jedoch angefangen zu regnen und ich bin sehr gespannt, ob „Nasse Wolle“ auch ein wirksamer Schneckenschutz ist.

Übrigens: Ich habe aus Sorge vor Verletzungen, die Wolle kleingeschnitten. Damit möchte ich vermeiden, dass Vögel oder Eichhörnchen sich die Wolle in ihr Nest stopfen und an den langen Fasern ihre Beinchen abgeschnürt bekommen. Auf den Bildern kannst du noch die Fasern in ihrer Gesamtlänge sehen. Eingebuddelt sollte es egal sein.

Mein Fazit

Schafwolle im Garten zu nutzen, ist für mich ein Akt der Wertschätzung, gegenüber dem Tier, der Natur und dem Kreislauf des Lebens und doch kann ich die Not der Schäferinnen und Schäfer anerkennen. Würde man mich vor die Wahl stellen, ob die Rohwolle ein Pullover oder ein Schneckenschutz wird, würde ich mich für den Pullover entscheiden. Jedoch liegt diese Entscheidung nicht in meiner Hand und ich möchte versuchen, dieses wertvollen Material sinnvoll zu verwenden. Nach einer Woche bin ich begeistert und froh, das Experiment gewagt zu haben und kann es zum aktuellen Zeitpunkt nur empfehlen. Ich werde dich auf dem Laufenden halten!


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