Ach du Strick!

Das Mammut-Projekt „Temperaturdecke“

Temperaturdecken, ein Trend, der jedes Jahr die Handarbeits-Community heimsucht, die meisten begeistert, aber die wenigsten zum mitmachen animieren kann. Da dies eins meiner ersten „großen“ Projekten war und ich nach wie vor die Grundidee wunderbar finde, möchte ich heute meine Erfahrungen mit euch teilen. Los geht es!



Was ist eine Temperaturdecke?
Ich nenne Temperaturdecken auch gerne „Erinnerungsdecken“. Man hält mit unterschiedlichen Farben die Temperaturen aller Tage fest, die in einen zuvor festgelegten Zeitraum gemessen werden. Der am häufigsten verwendete Zeitraum vom 01.01. bis 31.12. eines Jahres.

Muss es eine Decke sein?
Natürlich kann man auch einen Temperaturschal, ein Kissen oder Kuscheltiere stricken bzw. häkeln. Jedoch sollte man beachten, dass man in der Regel viel Platz braucht, da die klassische Form über ein gesamtes Kalenderjahr hinweg gearbeitet wird.

Wie erkenne ich später die Temperaturen und wonach richte ich mich?
Bevor du los legst, musst du den Temperaturen Farben zuteilen. Die Aufgabe hat mir besonders viel Freude bereitet, da ich die von mir gewünschten Farben zusammenstellen konnte. Entweder du misst täglich zB. gegen 12 Uhr die Temperatur (ich habe einfach den Wetterbericht genommen :)) oder du verarbeitest die Höchsttemperatur. Wie es dir lieber ist.

Muss ich bei den Farben oder dem Garn auf etwas achten?
Jein. Grundsätzlich gilt hier, wie bei allem anderen auch, mach dir deine Welt, wie sie dir gefällt! Allerdings ist es ratsam darauf zu achten, dass dein gewähltes Garn ganzjährig zur Verfügung steht und nicht Gefahr läuft vom Markt genommen zu werden. Durch eine Maschenprobe kann man zwar errechnen, wie groß das Prunkstück werden soll (und ich würde auf alle Fälle dazu raten, sich VORHER über die Maße im Klaren zu sein), aber das spannende ist ja eben, dass man das Ergebnis vorher nicht kennt! Du weißt am 01.01. nicht, wie oft du + 30 Grad haben wirst, ob du besonders kalte Tage in diesem Jahr hast oder nicht. Du wirst quasi das ganze Jahr über Garn nachkaufen dürfen – ist das nicht großartig? Natürlich kannst du den Bedarf deiner Grundfarbe durch Maschenproben ermitteln, aber bei allen anderen Farben wäre ich vorsichtig.

Zweitens kommt es darauf an, wie kleinteilig deine Schritte sind. Ich habe damals in 3-Grad-Schritten gehäkelt und war bei weitem glücklicher als viele anderen, die in 5 Grad Schritten gearbeitet haben. Das lag daran, dass bei mir viel mehr „los war“ und auch kleine Temperaturunterschiede den Unterschied gemacht haben. Wenn du dich für kleinere Schritte entscheidest, solltest du ein Garn mit einer entsprechenden Bandbreite wählen. Ich habe mich damals für die Catania von Schachenmayr entschieden, da die Farbvielfalt gewaltig ist und das Baumwollgarn nicht ganz so schwer ist. Falls du das passende Garn suchst und auch auf die Catania zurückgreifen möchtest, kann ich dir wärmstens Buttinette* empfehlen 🙂

Ein ganzes Kalenderjahr? Warum sollte ich das tun?
Ich fand es damals einfach irre spannend, wie ein Jahr sich wandelt und verändert. Mit 2018 hatte ich allerdings auch ein Jahr erwischt, dass alle Höhen und Tiefen mit sich brachte. Wir hatten Schnee und Hitze, Hagel und Stürme. Wenn du allerdings nicht den gleichen Zauber empfindest, aber dennoch ein solches Projekt angehen möchtest, könntest du die Arbeit mit einem Geschenk verbinden. Viele haben für ihre Eltern oder Kinder vom jeweiligen Geburtsjahr (Kachelmannwetter.de) eine Decke gestrickt bzw. gehäkelt, die Temperaturen aller Geburtstage verwendet oder die Monate der eignen Schwangerschaft so festgehalten. Die Möglichkeiten sind vielfältig und ich hätte am liebsten ALLE umgesetzt.

Die Umsetzung

Die Planung ist das dicke A und das riesige O! Es fließen viele Stunden deines Lebens in dieses Projekt und nicht wenige stellen in der Mitte des Jahres fest, dass ihr Projekt viel zu groß, zu schwer oder kostenintensiv wird. Hier ein Paar Fragen, die du dir vorab stellen solltest:

1.) Häkeln oder Stricken?
2.) Arbeite ich in Reihen oder Teilstücke z.B. Grannys?
3.) Welches Garn verwende ich?
4.) Wie groß darf/soll die Arbeit sein?
5.) Welche Kosten dürfen nicht überschritten werden?

Um es einfacher zu machen, zeige ich dir meine Gedankenspielereien und nehme dich mit in den Januar 2018.

Zu diesem Zeitpunkt war an stricken noch nicht zu denken und in der Welt der Häkelnadeln fühlte ich mich durchaus zuhause. Das Thema „Temperaturdecke“ entdeckte ich erst um den 05.01.2018 herum, war aber gleich begeistert! Auf Grund der täglich verstreichenden Zeit und den nachzuarbeitenden Tagen, musste ich mich schnell für die passenden Materialien und die Stilrichtung entscheiden. Durch meine Amigurumis kannte ich bereits die Catania und konnte mich somit relativ schnell auf ein Garn festlegen. Auch die zweite Entscheidung fiel schnell, da ich schon immer eine Grannydecke haben wollte und nun meine Chance zum greifen nah war!

Die Farben
In Düsseldorf sind die Temperaturen eher unspektakulär und man hat eher zu warme als zu kalte Tage. Nichtsdestotrotz hatte ich eine Spannweite von – 10 bis + 40 Grad, in 3er Schritten, was doch einiges an Farben ausmachte. Beispielsweise waren 32 bis 35 Grad ein helleres Rot, 36 bis 39 Rot und ab 40 Dunkelrot. Das entgegengesetzte Ende begann mit Dunkellila und kämpfte sich über Flieder, Eisblau, bis in den Plusbereich vor.

Wie organisiere ich das Projekt?
Die einfachste Möglichkeit ist, wenn du deine Reihen oder Quadrate direkt am gleichen Tag verarbeitest. Ist es realistisch? Die ersten zwei Wochen ja, spätestens dann vergeht den meisten die Lust, der Alltag haut immer wieder dazwischen oder oder oder 🙂 Das ist keine Schande, muss aber organisiert werden! Ich habe mir hierfür einfach eine Excel-Datei als Kalender erstellt und die Daten einfach eingetragen. Außerdem ist es sehr wichtig, dass ihr eure Farben genau festhaltet! Entweder ihr schreibt die unterschiedlichen Temperaturspannbreiten auf und bindet ein Stück des entsprechenden Garns dran oder ihr vermerkt auch das in Excel. Ich hatte meine Tabelle so aufgearbeitet, dass die Gradanzahl automatisch in der Farbe erschien, die ich in Excel hinterlegt hatte. Zugegeben, eine Spielerei, aber ich hatte meinen Spaß! 🙂 Hier eine Beispieltabelle:

MEIN ABSOLUTER GEHEIMTIPP: Würde ich noch mal eine solche Decke mit Quadraten häkeln, würde ich ein wenig vorarbeiten und zum Beispiel im Dezember 50 Quadrate komplett fertigstellen. In einem Jahr kann unfassbar viel passieren, man kann sich eine dicke Erkältung einfangen oder einfach viel Stress haben und gerade bei solchen Projekten kommt man einfach viel zu schnell nicht mehr mit und ist schnell frustriert. Es kann nicht schaden, einen kleinen Puffer aufzubauen und ich verspreche euch: Ich verpetze euch nicht 😉 Solltet ihr das tun, arbeitet nur die Temperaturen vor, die wirklich kommen werden. Minus 20 Grad wird wahrscheinlich seltener sein, als 20.

Die Anleitung
Ich habe mir damals ein ganz einfaches Quadrat überlegt, da ich es 380x häkeln musste und keine Lust auf komplizierte Muster hatte – die regelmäßigen Leser meines Blogs, müssten meine Faulheit ja mittlerweile kennen 😀

Wenn du möchtest, kannst du es gerne nacharbeiten. Sollte sich ein Fehlerteufel eingeschlichen haben, sagt gerne Bescheid. Ich musste meine Quadrate auseinanderfummeln, um noch mal nachvollziehen zu können, was genau ich da entworfen hatte 🙂

Deine Kenntnisse:
Luftmaschen
Kettmaschen
Steigeluftmaschen
Stäbchen
halbe Stäbchen
doppelte Stäbchen

Schritt 1:
Häkle 6 Luftmaschen und schließe diese mit einer Kettmasche

Schritt 2:
Arbeite 3 Steigeluftmaschen und häkle 15 Stäbchen in die Mitte. Schließe die Runde mit einer Kettmasche.

Schritt 3:
Arbeite 3 Steigeluftmaschen und verdopple jedes Stäbchen und schließe die Runde mit einer Kettmasche. Zur Kontrolle: Im Anschluss hast du 32 Stäbchen.

Schritt 4:
Schneide den Faden der ersten Farbe ab.

Schritt 5:
Setze die zweite Farbe an und arbeite in ein beliebiges Stäbchen eine Kettmasche. Dadurch sicherst du den Fadenanfang. Nun arbeite 4 Steigeluftmaschen und häkle in das gleiche Stäbchen 1 doppeltes Stäbchen, 3 Luftmaschen und 2 doppelte Stäbchen.

Schritt 6:
Überspringe ein Stäbchen und häkle erst in das übernächste ein halbes Stäbchen, dann 2 feste Maschen und im Anschluss wieder ein halbes Stäbchen. Das nächste Stäbchen wird erneut übersprungen und die nächste Ecke gearbeitet (2 doppelte Stäbchen, 3 Luftmaschen, 2 doppelte Stäbchen). So gleichen wir den Höhenunterschied aus und formen aus dem Kreis ein Quadrat. Zum besseren Verständnis, habe ich von einer Ecke zur anderen Ecke eine kleine Häkelschrift erstellt.

Schritt 7:
Wiederhole das Muster bis du am Ende der Runde angekommen bist und schließe die Runde mit einer Kettmasche.

Schritt 8:
Arbeite 3 Steigeluftmaschen und häkle in jede Masche der Runde ein Stäbchen. In die Ecken häkelst du 2 Stäbchen, 1 Luftmasche und 2 Stäbchen. Schließe am Ende die Runde mit einer Kettmasche

Im Anschluss alle Fäden vernähen. Übrigens lohnt es sich, zwischendurch die Anzahl der Stäbchen nachzuzählen, ich habe ständig das erste Stäbchen nach den Ecken vergessen 🙂 Hinterher werden die Quadrate mittels Maschenstich zusammengefügt und durch sauberes arbeiten ergibt sich ein gleichmäßiges Gesamtbild 🙂



Die Maße
Rechnerisch kann man keine rechteckige Decke aus 365 gleichgroßen Quadraten zaubern. Ich überlegte mir also, wie viele Quadrate ich (nach der oben beschriebenen Anleitung) brauche, um sinnvolle Maße zu erhalten. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich für 19 Quadrate in der Breite und 20 in der Höhe. Dadurch kam ich auf 380 Quadrate. 365 Tage + 11 Monatstrenner und 4 Jahreszeitenwechsler. Hier muss jeder schauen, welche Ideen er hat, ob er in Reihen stricken möchte oder Quadrate häkelt. Meine Monatstrenner waren einfach komplett weiß gehäkelte Quadrate, wodurch ich einen besseren Überblick über das gesamte Jahr erhalten konnte. Die vier Jahreszeiten kamen nur aus der Not heraus dazu, da es sonst rechnerisch nicht aufging, aber mit kleinen Applikationen versehen ein absoluter Hingucker!

Da mir das Verhältnis von 19 zu 20 Reihen etwas zu Quadratisch war, habe ich außerdem meine Farbskala als Minikreise gehäkelt. Hierfür habe ich 1:1 die gleiche Anleitung wie oben genommen, nur eine Runde früher mit dem weißen Garn angefangen. Dadurch hatte ich statt 20 21 Reihen und war zufrieden mit der größe. Die Anzahl der Farben ging zwar nicht genau auf, aber die restlichen Quadrate der Reihe habe ich einfach weiß lassen wollen. Auch hier sind keine Grenzen gesetzt. Eine Möglichkeit wäre, die entsprechende Jahreszahl auf die freien Quadrate zu sticken.

Kreative Ergänzungen
Es gibt einige Wetterereignisse, die durch das bloße verstricken/verhäkeln der Temperaturfarben nicht in Erinnerung bleiben. 2018 fegte Frederike über NRW hinweg und ich entschloss mich, schwere Unwetter durch einen silbernen Metallfaden zu ergänzen. Für Schnee bzw. Hagel kaufte ich mir kleine weiße Perlen. Geburtstage, Ostern und Weihnachten bekamen ebenfalls kleine Specials. Geburtstage wurden beispielsweise mit goldenem Metallfaden ergänzt und zu Ostern bekam mein Quadrat kleine Hasenohren drangehäkelt. Der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt und solltest du jemals dich durch dieses Projekt durchbeißen und kleine Ideen einfließen lassen, lasse mich bitte bitte daran teilhaben!

Das Ende

Bis Mitte des Jahres 2018 war ich wirklich begeistert von meinem Projekt und hatte extrem viel Spaß daran. Obwohl ich zwischendurch oft gezetert und die Quadrate häufig zu lange liegen ließ, war ich nach wie vor verliebt in mein Projekt. Mir fiel allerdings irgendwann auf, dass meine Quadrate plötzlich viel größer wurden und ich keinen nachvollziehbaren Grund erkennen konnte. Der Unterschied war so gewaltig, dass sich die Arbeit schlagartig verzog und unschöne Beulen bildete. Die einzige Erklärung ist bis heute, dass die Catania Summer Edition zwar von der NS her das gleiche Garn war, aber nicht das selbe Ergebnis rauskam. Als ich ein paar Wochen rumprobierte, jaulte und wirklich keine Lust hatte, die gehäkelten Quadrate (locker 25 Stück) neu zu häkeln + die mittlerweile 30 in der Warteschleife, verließ mich die Freude und die Decke wanderte für immer in eine Kiste.

Fazit
Obwohl meine Decke ein bitterböses Ende nahm, muss das nicht das Schicksal jeder Decke sein. Ganz im Gegenteil! Ich habe bisher von keinem weiteren Fall gehört, bei dem plötzlich das Garn anders war. Viel mehr sollte sich jeder bewusst sein, dass diese Art von Arbeit viel Zeit kostet und vor allem jede Menge Durchhaltevermögen. Die, die einfach in Reihen stricken bzw. häkeln haben es sicherlich leichter als die Quadratstricker, aber auch die müssen sich oft aufraffen. Nicht zuletzt die zu vernähenden Fäden können einem Angst einjagen und ein wahrer Schrecken sein. Wer es allerdings durchzieht und abschließt, wird eine wahnsinnig schöne Erinnerung an einen bestimmten Zeitraum haben.


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