Trigger-Warnung: Es geht um das Hochwasser 2021, die Opfer und den Klimawandel.

Es war einmal… in einer Zeit vor Corona.

Ich war mir immer meiner Mitmenschen, der mit uns zusammen existierenden Lebewesen und der „Mutter Erde“ bewusst. Ich wusste als Kind, dass weggeworfener Müll schlecht ist und wir achtsam mit den Körpern, den Seelen der Tiere und natürlich auch der Menschen umgehen müssen. Später wusste ich, dass in meinen Garten kein Unkrautvernichter auch nur in die Nähe meines kleinen Ackers kommen würde und ich wusste, dass unsere Konsumgesellschaft nur unser Bestes möchte. Unser Geld. Ich steigerte mich von Jahr zu Jahr, setzte mir Ziele von denen ich manche erreichte, manche nicht. Während der Fastenzeit verzichtete ich auf Fleisch und behielt es bis heute bei. Immerhin schon 7 Jahre. Ich fastete Plastik und quälte mich durch den Alltag in unserer vollkommen überfluteten, dreckigen Welt aus Müll. Ich probierte vieles, wollte Kerzenreste wiederverwerten, Gemüse“abfälle“ wurden in den Tiefkühler gepackt und gekocht, sobald genug gesammelt wurden, um daraus eine Gemüsebrühe herzustellen. Kein Experiment war mir zu abgedreht, um mein Leben nachhaltiger zu gestalten. Es war mir schon immer wichtig zu wissen, dass mein hier und jetzt absolut unbedeutend ist, nur ein Wimpernschlag, der die Erde nicht kümmert. Niemand würde in 100 Jahren um mich trauern, aber jeder um die Erde, wenn wir weiter so leben wie bisher. Essensverschwendung sagte ich den Kampf an, ich recycelte alles, was sich für mich irgendwie wiederverwerten ließ, ich schmiss Wasserfresser aus meinen Garten und vermehrte selbst die Stecklinge.

2020, als Corona über uns alle hereinbrach, war ich nicht verwundert oder erstaunt. Ich hatte darauf gewartet. Die Wissenschaftler, denen ich die letzten Jahre aufmerksam zuhörte, während ich Dokumentationen, Reportagen etc verschlang, warnten seit Jahrzehnten davor und wussten, dass Pandemien radikal auf dem Vormarsch sind. Der Tenor war immer, dass bald die nächste kommt, da wir weiterhin rücksichtslos alles töten, abschlachten, niederbrennen und abholzen, was uns in den unberührten Gegenden in die Hände oder vor die Axt fiel. Ich wurde ausgelacht von meinen Freunden, wenn ich solche Dinge thematisierte und heute? Heute lachen sie wahrscheinlich nicht mehr ganz so laut. Als Corona kam, war ich emotional absolut darauf vorbereitet. Als eher introvertierter Mensch waren die Abstandsregeln kein großes Problem, in Diskotheken ging ich eh nie gern und brauchte nun auch keine Ausreden mehr. Ich war allerdings nicht darauf vorbereitet, dass ich eines Tages nach Feierabend einkaufen gehen wollte und leere Regale vorfand. Es waren die Hamsterkäufe, die mich, man muss es wohl so sagen, traumatisierten und das für satte 1,5 Jahre. Während Corona brach meine kleine heile Welt zusammen. Die Welt entdeckte Bärlauchpesto und Bananenbrot für sich und ich fing an und hauste regelrecht. Ich bestellt 3-5 x in der Woche Essen, die Müllberge häuften sich, ich achtete nicht mehr auf meinen Konsum, nahm unweigerlich und unübersehbar zu. Ich war sauer auf mich, aber es war mir egal. Was kostet die Welt? Welchen Preis hat schon die 28ste Packung nutzloses Zeug? Wen kümmert es.

Ich weiß nicht, ob ein Trauma durch das Erleben eines anderen aufgehoben werden kann. Ob es sich neutralisiert oder ob es schlicht und ergreifend ein Weckruf ist. Meiner kam am Abend des 15.07.2021 und brüllte meinen Namen am 16.07.2021 so laut, dass ich es nicht mehr überhören konnte. Es war das Hochwasser, die Flut, die sich nicht nur einen Weg durch Straßen, Häuser und durch die Leben der Menschen bahnte, sondern auch durch mein Innerstes. Die Bilder aus NRW und Rheinland-Pfalz und die Erfahrungsberichte von Menschen, die ich persönlich kenne, raubten mir den Atem. Am Morgen des 16.07.2021 gingen mein Freund und ich gleich zur Uniklinik Düsseldorf Blutspenden, um dem Gefühl der Hilflosigkeit zumindest etwas entgegen zu setzen. Es tat so weh. Durch unsere vernetzte Welt erreichten mich in den kommenden Stunden weitere Bilder, weinende Menschen, traumatisierte Kinderaugen und die Berichte, wie tote Tiere und Menschen sich in Hindernissen verhedderten und von schockierten, erschöpften Helfern geborgen werden mussten. Bei einem Bericht, auf den ich nicht näher eingehen möchte, brach ich in Tränen aus und fühlte mich kraftlos und … ich wurde wütend. Im Laufe des Wochenendes wurde ich immer wütender und fand keine Möglichkeit, diese Wut los zu werden. Ich war wütend auf die Menschen dieser Welt, denen einfach alles egal ist, die durch ihren Konsum entschieden haben, dass diese Kinder und Tiere dort sterben mussten. Die schlimmste Wut war jedoch die, die ich auf mich selbst hatte. Ich wusste es. Ich wusste, dass wir eine Klimakatastrophe vor der Haustüre stehen haben und das unser Konsum dafür verantwortlich ist. Und… Ich hatte nicht vergessen, dass es mir in den 1,5 Jahren Corona egal war.

Aber sind negative Gefühle ausschließlich schlecht? Ich für meinen Teil denke es nicht. Man muss sie aushalten, sich ausliefern und auf sich wirken lassen Nur selten sitzt jemand fröhlich summend im Wald und denkt sich, dass er die Welt umkrempeln muss. Aber jemand der wütend ist, kann diesen Weg gehen. Die Bilder waren ein Weckruf, der mich daran erinnerte, wer ich eigentlich bin und das es mir eben doch wichtig ist, mein Leben sorgsam zu führen. Ich war nie perfekt, aber ich habe zumindest mein Bestes gegeben.

Im Zuge der grausamen Hilflosigkeit rief ich kurzer Hand eine Seite auf diesem Blog ins Leben und teilte mit, dass die User sich gerne an einer Spendenaktion via Moneypool beteiligen können und im Gegenzug dafür meine Strickanleitung für das Tuch „Owendsonn“ geschenkt bekommen. Es war wundervoll zu sehen, wie sich die Menschen beteiligten und ihren Teil dazu beitragen wollten, den Menschen zu helfen. Insgesamt kamen 500,00 Euro zusammen, die ich nach 3 Tagen an die „Aktion Deutschland hilft“ weiterleiten konnte.

Eine unglaubliche Anzahl an Hilfsaktionen, kreativen Ideen und Manpower schossen in kürzester Zeit aus dem Boden und bereicherten die sozialen Netzwerke, das Miteinander und sicherlich viele Herzen. Es ist wundervoll zu sehen, dass Menschen, die sich nicht kennen, bereit sind zu helfen und anzupacken. Allerdings hilft das Aufkleben eines Pflasters nicht, die Wunde zu verhindern. Es ist absolut richtig und wichtig zu helfen, aber sowas darf nicht zum normalen Leben werden. Wir alle haben eine Wahl. Wir treffen sie nicht nur an der Urne, sondern auch mit unserem Einkauf. Brauchen wir wirklich eine Avocado? Im Winter Tomaten? Muss es wirklich täglich billiges Fleisch geben? Selbst Biofleisch verbessert das Klima nicht, im Gegenteil. Die Tiere werden nicht im Eilverfahren gemästet und so lebt eine Kuh deutlich länger, stößt mehr CO2 aus, frisst mehr und ist, in den nackten Zahlen gesehen, keinen Deut besser. Verzicht tut weh und das ist in Ordnung. Wir alle laben uns all zu oft an Dingen, die wir für selbstverständlich nehmen und zumindest mein Weckruf hat mich zurück auf den Boden geholt. Sicherlich werde ich in den kommenden Wochen weiter meine Gedanken kreisen lassen und überlegen, was ich selbst in meinem Leben umsetzen möchte. Allerdings habe ich schon einige Punkte zusammengetragen, die kurzfristig umzusetzen sind.

  • Ich koche wieder selber und vermeide Essensbestellungen
  • Ich kaufe Garn wieder mit Bedacht, nicht auf Verdacht. Mein Stash muss mir reichen und nur in Ausnahmefällen kaufe ich neues Garn
  • Mein Fischkonsum hat sich während Corona verdoppelt und wird nun deutlich reduziert.
  • Mein Freund und ich werden, so oft es erlaubt ist, Blut spenden gehen (näheres im Nachwort)
  • Ich bin faul geworden. Früher habe ich Geschenke selbstgemacht und bin dazu übergegangen, nur noch zu konsumieren. Alles auf Anfang: Entweder es wird etwas selbstgemacht oder ein „Event“ verschenkt.
  • Ich verschlinge kiloweise Käse im Jahr. Ich werde mich wieder selbst an Aufstrichen versuchen und so die Berge an Plastikmüll reduzieren. Gerade den Käse haben wir als Hauptmüllquelle in unserem Alltag ausfindig gemacht. Rezepte sind willkommen! 🙂
  • Aktiver Verzicht auf Palmöl. Palmöl, wie es z.B. in großer Menge in einem Schoko-Haselnuss-Aufstrich zu finden ist, zerstört unsere Regenwälder und ist ein billiger Ersatz für andere Zutaten. Wer auf Palmöl verzichtet, leistet einen großen Beitrag, obwohl der Verzicht wirklich schwer ist. Viel zu viele Lebensmittel beinhalten diesen minderwertigen Rohstoff, der die Lunge der Welt immer weiter zerstört.
  • Ich kaufe einen Teil meiner Lebensmittel in einem Unverpackt-Laden in Düsseldorf ein. Nüsse, Nudeln, Reis und Linsen kann ich dort bequem in meine mitgebrachten Behälter verstauen und spare so Müll.

Wahrscheinlich wird mir die Umsetzung am Anfang schwer fallen, da ich mich an das bequeme Leben gewöhnt habe. Aber ich weiß, wofür ich es tue. Sicherlich werden wir alle irgendwann gefragt werden, wie wir es haben so weit kommen lassen können und ich möchte an dieser Stelle unseren Nachkommen sagen können, dass ich zumindest alles versucht habe, um das Kommende zu verhindern.

Nachwort:

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und für die Blutspendezentralen unseres Landes zu werben. Blutspenden gehen immer weiter zurück, da die Stammspender mittlerweile zu alt sind, sich neue Spender nur schwer auftreiben lassen und Corona diesen Trend verstärkt hat. Es gibt KEINE Möglichkeit Blut auf künstlichen Wege herzustellen. Entweder es gibt Blut oder es gibt keins. Wie bei jeder Katastrophe, werden auch für diese sicherlich einige Spenden benötigt, aber auch unabhängig davon sind beispielsweise Krebskranke auf eine Spende angewiesen. Mit einer einzigen Blutspende, kann man 3 Personen helfen. Das Blut wird in seine verschiedenen Bestandteile aufgespalten und so dem jeweiligen Zweck zugeführt. Wer selber nicht spenden darf, kann gerne Werbung für dieses Thema machen. Wir alle brauchen Blut, es ist das, was uns verbindet.

Blutspendezentrale Uniklinik Düsseldorf

Blutspendezentrale Uniklinik Aachen

Blutspendezentrale Uniklinik Köln

Blutspendezentrale Uniklinik Bonn

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