Ach du Strick!

Garn raus, Baby kommt!

Wer kennt den Gedanken nicht? Man strickt einen nie-enden-wollenden Schal, einen Oversize-Pullover mit 500 zu vernähenden Fäden und überlegt, wie schön doch jetzt eine kleine Babyhose auf der Stricknadel wäre. Schnell gestrickt, oft nur aus einem Knäul, ein rasches Erfolgserlebnis. Herrlich!

Dieser Blogbeitrag wird mich eine ganze Zeit begleiten und erst in 8 – 9 Monaten veröffentlicht werden. Warum? Ganz einfach: Meine heißgeliebte Freundin wird Mama und ich möchte sie nicht spoilern 😉

Dennoch bietet sich das Thema an, um meine Gedanken mit euch zu teilen und vielleicht den ein oder anderen Denkanstoß mitzugeben. Ich habe selbst nahezu keine Erfahrung mit Strickstücken in Miniaturformat und musste mir zuerst ein paar Gedanken machen.


Wer soll und wer darf beschenkt werden?

Natürlich gibt es keine allgemeine Faustregel, wer alles ein Geschenk von dir erhalten darf. Weder steht irgendwo geschrieben, dass man Kolleginnen und Kollegen etwas schenken muss, noch das der Nachbar dritten Grades kein Geschenk bekommen darf. Vielleicht grüßt er immer freundlich, gießt deine Blumen oder bringt 1x im Jahr etwas von seiner Quittenernte vorbei? Ich habe es in der Vergangenheit immer so gehalten, dass die etwas bekommen haben, mit denen ich im Privaten zumindest ein wenig Kontakt habe. Da waren aber auch schon Kolleginnen dabei, mit denen ich mich einfach nur nett an der Kaffeemaschine unterhalten habe.

Muss ich etwas machen?

Zuerst ist natürlich festzuhalten, dass niemand für andere etwas machen muss. Es ist deine Lebenszeit, dein Geld und letztendlich hat nicht jeder Spaß daran, Babyklamotten zu häkeln oder zu stricken. Außerdem möchtest du vielleicht gar nicht dein privates/persönliches Hobbie mit der Arbeit in Verbindung bringen oder es gibt einen anderen Grund, weswegen du dich dezent zurück halten möchtest. Allerdings kann ich die Frage gut nachvollziehen, da jeder Omas Stricksocken kennt und die Fähigkeiten „Häkeln und Stricken“ oft in den Köpfen der anderen voraussetzen, dass man jeden mit allem versorgt. Für so manch einen kommt ein gewisser gesellschaftlicher Druck auf, dem du dich aber wirklich nicht beugen musst. Für die meisten Babys, die in meinem Umfeld geboren wurden, habe ich nichts gestrickt bzw. gehäkelt. Mal, weil mein Kontakt zu den Eltern eher distanzier war und mal, weil ich einfach keine Zeit hatte. Und das ist absolut in Ordnung.

Sollte man Rücksprache mit den Eltern halten?

Ein schwieriges Thema, da man einerseits die Beschenkten überraschen möchte, andererseits aber auch nicht falschliegen will. Als das erste Baby nach Beginn meiner Handarbeitskarriere unterwegs war und ich unbedingt etwas frickeln wollte, habe ich über Instagram die Community – vor allem natürlich die Eltern – gefragt, was am Besten ankommt. Der von mir ausgesuchte „Pucksack“ sorgte zwar für Begeisterung, fiel aber sang- und klanglos bei allen durch. „Zu schnell rausgewachsen“, „die Arbeit lohnt kaum“, ich solle etwas Anderes frickeln. Den Ratschlag fand ich gut und so entschied ich mich für eine einfache Häkeldecke. Mittlerweile habe ich ein Gespür dafür, was sinnvoll ist und weiß, welche Farben mein Umfeld tendenziell am liebsten mag. Auch für Farben gilt: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden und manch eine indirekte Frage, kann dir direkt bei der Farbauswahl helfen.

Sollten das Baby schon das Licht der Welt erblickt und bereits Allergien oder Krankheiten im Allgemeinen bekannt sein, würde ich jedoch immer Rücksprache mit den Eltern halten. Du kannst das Thema nur grob abklopfen und abklären welche Materialien / welche Garnarten gehen und welche eher nicht. Das verhindert weder eine Überraschung, noch die Freude bei der Geschenkübergabe.

Wobei achte ich bei Anleitungen?

Als kinderlose Person ist der Markt an Strick- und Häkelanleitungen für Babys gewaltig groß und schwer einzuschätzen. Weder weiß man, was Sinn macht, noch ob nicht irgendeine Anleitung vielleicht sogar gefährlich sein könnte. Gerade wenn auch die frisch gebackenen Eltern noch nicht viel Erfahrung haben, sehe ich mich selbst in der Pflicht die Risiken einzuschätzen. Kleinteile, die ggf. verschluckt werden oder lange Seile, die das Baby strangulieren können müssen ausgeschlossen werden. Oft helfen hierbei die Altersangaben der jeweiligen Anleitungen. Beispielsweise kann ein Kind ruhig einen normalen Schal tragen, allerdings immer unter Aufsicht. Zu viele Kinder wurden bereits stranguliert, als sie unbeaufsichtigt gespielt haben und sich der Schal im Klettergerüst verfangen hat. So manch ein Kindergarten erlaubt keine Schals, da Kindergartenkinder zwar nicht alleine im Wald stehen, man aber nie alle gleichzeitig im Blick haben kann. Ein „Wir haben auch alles überlebt!“ (wie ich es oft in Facebook-Gruppen lese) lasse ich mir und anderen nicht durchgehen. Die, die Schaden davon getragen haben, können ja schlecht darauf antworten bzw. widersprechen und ich vertraue da auf die Erfahrung der letzten Jahrzehnte.

Welches Garn?

Wenn Projekte für Babys und Kleinkinder eines sein müssen, dann robust. Sie werden in den Mund genommen, es wird auf ihnen rumgenagt, sie werden angespeichelt – einfach mit allen Sinnen erkundet. Cashmere und Seide sind somit eher nicht zu empfehlen.

Mein – ursprünglich geplantes – Großprojekt wurde ausschließlich aus der „Drops Merino Extra Fine„* gestrickt. Die Farbpalette gefällt mir, sie ist bei 40 Grad waschbar und fühlt sich unbeschreiblich weich und kuschelig an. Das Garn lässt sich hervorragend verarbeiten und mit Nadelstärke 4* war der erste kleine Schalkragen innerhalb von 2 Abenden fertig. Die Haptik ist auch während des Strickens ein Handschmeichler und im Ergebnis so gut, dass ich mir am liebsten selbst einen Pullover stricken würde.

Alternativ kannst du jede Menge – für Babies geeignete Garne – bei Buttinette* finden. Es gibt dort eine komplett eigene Kategorie, die zum Suchen, Stöbern und Shoppen einlädt. Schau gerne vorbei:

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Rosa für Mädchen, Blau für Jungen

Ich möchte nicht zu sehr auf diesen Punkt eingehen, da jeder seine Meinung haben darf. Für mich steht allerdings jedem Menschen auf dieser Welt jede Farbe frei zur Verfügung und ich weigere mich jemanden einzuschränken, nur weil unsere Gesellschaft diese absolut willkürliche Unterteilung vorgenommen hat. Die meisten vergessen, dass Rosa früher die Farbe der Jungen und Blau die Farbe für Mädchen war und halten die heutige Unterteilung für gottgegeben.

ACHTUNG: Allerdings würde ich, so sehr es mich auch schmerzen würde, niemals ein Kleidungsstück für einen Jungen in rosa stricken, wenn die Eltern diese Unterteilung wünschen. Es ist eben ein Unterschied, ob ich für mich oder für andere stricke. Im Falle eines Geschenkes stehen die Wünsche des Anderen im Vordergrund, nicht deine Eigenen.

In meinem Fall habe ich mich bewusst für eine Mischung aus lila/braun/grau und grünlichen Tönen entschieden. Mamas Lieblingsfarben „Türkis und Lila“ sind somit relativ gut abgedeckt. Für die kleinen Details habe ich lila Knöpfe ausgesucht und so sollte sich das Farbkonzept durch alle Einzelteile hindurchziehen. Übrigens ist das natürlich die geschmeidigste Möglichkeit nicht in die „Blau-Rosa-Falle“ zu tappen. Einfach einen wilden Mix aus allem oder etwas komplett Anderes 🙂


Nur ein Paar Socken ist mir zu wenig, was kann ich stattdessen frickeln?

Der Klassiker unterm Weihnachtsbaum und in der Wiege sind natürlich gestrickte Socken. Gerade bei den Kleinsten sind Sprialsocken besonders beliebt, da sie eine Zeitlang einfach mitwachsen und man nicht auf die Ferse achten muss. Absolut praktisch, von vielen erprobt – ein Muss! Aber auch die mitwachsende Stricksocke hat irgendwann ein Ende und beständigere Alternativen gibt es, wie Sand am Meer. Wie wäre es mit einer gehäkelten Spieluhr oder einer gestrickten Decke? Dinge, aus denen das Kleine nicht rauswachsen kann sind zeitlos und ggf. sogar etwas, was mit in die erste eigene Wohnung ziehen darf 🙂 Schon ewig möchte ich mir selbst eine Spieluhr häkeln, da man mittlerweile viele Filmmelodien bestellen und in einem entsprechenden Amigurumi verarbeiten kann. Ein gehäkelter Dobby, mit einem genähten Hemdchen, einer gestrickten Socke und der Melodie von Harry Potter (Werbung) im Bauch MUSS irgendwann in meinem Bücherregal einziehen!

Der (für mich ambitionierte) Plan

Das ich mehrere Sachen stricken und damit die ersten 1,5 – 2 Jahre abdecken wollte, stand für mich schon weit vor der Schwangerschaft fest. Die Mama kann selbst häkeln, aber nicht stricken, weswegen für mich nur Stricksachen in Frage kamen. Schon lange vor der Bekanntgabe der Schwangerschaft habe ich mir die Zeit genommen und passende Anleitungen rausgesucht, gekauft und für den Fall der Fälle gespeichert. Monate vorher? Ja, ich bin ein Planungstier und bin gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet 😀

Als die freudige Nachricht ausgerufen wurde, musste ich nur noch die Anleitungen rauskramen und festlegen, was genau ich in welcher Größe wie oft stricken wollte. Im Anschluss daran wurde das Farbkonzept erstellt und die Drops Merinp Extra Fine (Werbung) bestellt.

Der Plan sah Folgendes vor:

  • 1x Hose
  • 1x Hose
  • 1x Schalkragen
  • 1x Schalkragen
  • 1x Pullover
  • 1x Pullover
  • 1x Zipfelmütze
  • 1x Zipfelmütze

Die Umsetzung

Mir war klar, dass eine Schwangerschaft nicht ewig dauert und auf dem ersten Blick 9 Monate lang aussehen. Neben Beruf, Privatleben und vielen anderen Themen, können auch kleine Strickprojekte viel Zeit in Anspruch nehmen. Und wer weiß schon, ob das Kind nicht schon früher der Welt „Hallo“ sagen möchte? Mit diesem Bewusstsein lies ich die Nadeln klappern und hatte schnell den ersten kleinen Schalkragen fertig.

Absolut verliebt in das erste Stück, warf ich direkt das zweite Projekt auf die Nadeln und begann mit dem ersten Strickpullover. Zu diesem Zeitpunkt sah der Plan vor, dass ich kleinere und größere Projekte im Wechsel stricke. Ich strickte munter drauf los, fotografierte mich dabei, postete hier und da ein Bild auf Instagram und freute mich, wenn die baldige Mama mir schrieb, wie schön sie die Farben findet.


Während zu Beginn meines Projektes der Motivations-Motor auf Hochtouren lief und sogar dieser Blogbeitrag – bis auf „Die Umsetzung“ – fertig war, schaffte ich im Anschluss nur noch ein einziges Projekt. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, waren die letzten Jahre für mich insgesamt belastend. Kurz nach Projektbeginn schlug die Bombe ein und der Knall war sehr, sehr laut. Wer immer an seine Grenzen geht, egal ob gewollt oder nicht und wer nicht auf seine innere Stimme hört, wird irgendwann die Konsequenzen tragen müssen. In meinem Fall ist es eine Mischung aus vielen verschiedenen Dingen, die aber insgesamt eine Lawine lostraten. Fertig wurde nur noch ein zweiter kleiner Schalkragen, in den ich aber nicht weniger verliebt bin, als in den ersten.

Das Ende meines Projektes

Mittlerweile habe ich der Mama von meinem eigentlichen Plan erzählt und das ich das mir vorgenommene Ziel nicht erreicht habe. Im Laufe der letzten Monate habe ich mir angewöhnt, Vieles offen zu kommunizieren, meine Grenzen zu benennen und auszusprechen, wenn etwas nicht geht. Ein Projekt, was eigentlich Freude bereiten sollte, lastete unglaublich schwer auf meinen Schultern und ich bin sehr froh, mit ihr darüber gesprochen zu haben.

Wie erwartet fand sie es absolut irre und bizarr, dass ich mich deswegen so unter Druck gesetzt habe. Innerlich war mir das natürlich immer bewusst, aber man backt sich eben nicht selbst 🙂 Warum ich davon erzähle? Nun ja… vielleicht ist das unterm Strich mit der wichtigste Tipp, den ich dir an dieser Stelle geben kann: Mach dir nicht zu viel Druck. Versuche nicht, ihnen die Sterne vom Himmel zu holen, wenn es nicht geht. Das wertvollste Geschenk haben die frischgebackenen Eltern bereits erhalten und alles andere kommt nur noch oben drauf.

Mittlerweile bin ich absolut fein damit, mein gestecktes Ziel nicht erreicht zu haben. Stattdessen habe ich mir eine Alternative überlegt, wie ich allen Dreien eine Freude bereiten kann. Neben den gestrickten Projekten, bekommt das Baby ein Kinderbesteck*, auf das ich den Namen eingravieren lassen habe. Der Papa bekommt einen Apfelbaum für den Garten und meiner besten Freundin habe ich einen Kettenanhänger mit dem Geburtsstein für den Monat Februar gekauft. Wahrscheinlich war der Anhänger das für mich versöhnlichste Zeichen: Der Geburtsstein für Februar ist der Lila Amethyst. Ein Stein in ihrer Lieblingsfarbe.
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Übrigens…

Das restliche Garn liegt weiterhin in meiner Kiste und wird sicherlich noch zu dem ein oder anderen wunderschönen Projekt werden, auf das ich mich bereits jetzt freue. Alles ist zweckgebunden und wird ausschließlich für die kleine Maus genutzt, nur eben zu anderen Zeitpunkten 🙂


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