Ich liebe Häkeln und ich liebe Stricken! Ich liebe aber auch Bücher, Kinofilme, Freunde treffen, Kerzengießen, meinen Garten und viele viele andere Dinge. Während mein Herz weit geöffnet ist und jedes Hobbie, jeder kreative Erguss seinen Platz dort findet, weiß es mein Verstand besser. Und selbst wenn mein Verstand sich vom Herzen mal umtüddeln und vor den Karren spannen lässt, hilft ihm eine simple Uhr wieder in die richtige Bahn zurück. Eine Uhr, der natürliche Feind meiner Hobbies. Ich habe zu viele, als das ich auch nur die Hälfte davon bedienen könnte. Der Tag, begrenzt auf 24 Stunden, sorgt für eine natürliche Auslese und die Wahl fiel auf „Handarbeiten“.
Leider kann ich es nicht leugnen: Seitdem ich häkle und stricke habe ich meine anderen Hobbies deutlich reduzieren müssen. Leider, leider… leider. Ich gehöre nicht zu den Handarbeiter:innen, die frickeln und gleichzeitig lesen oder gar eine neue Sprache lernen können. Jeder Film wird zu einem Hörspiel und Stricken am Gartentisch funktioniert, zeitgleich Unkraut zupfen allerdings nicht. Gerade das bedingungslose Versinken in andere Welten, das Abtauchen in Meerestiefen, das Einschreiben an Schulen für Hexen und Zauberer vermisse ich am meisten. Mein Bücherregal ist voll mit Werken, die laut meinen Namen rufen und ich höre zwar ihren Ruf, aber blicke weg. Vor meiner Handarbeitskarriere habe ich Lesen wirklich geliebt und immer und überall ein Buch in den Händen gehalten. Im Garten, in Bus und Bahn, im Urlaub, im Café. Stricken hat das Buch komplett abgelöst, da es in den gleichen Situationen funktioniert und sogar zusätzliche AddOns bietet. Man kann mit Freunden oder der Familie Kaffee trinken, sich angeregt unterhalten und gemütlich nebenher stricken, ohne etwas zu verpassen. Machen wir uns nichts vor, wer Handarbeiten liebt, muss irgendwo anders Abstriche machen. Natürlich kann man ein Buch durch ein Hörbuch ersetzen, aber ist das wirklich ein Ersatz? Ist ein Film, bei dem man nebenbei strickt, vergleichbar mit einem schönen Kinoabend? Das vollumfängliche Konzentrieren auf nur eine Sache habe ich durch Handarbeiten verlernt. Ich unterhalte mich beim Stricken, ich schaue die Nachrichten, höre meine Hörbücher und vieles mehr. Früher, als ich noch gelesen habe, war ich an verwunschenen Orten, löste mysteriöse Mordfälle und war vollumfänglich abgetaucht in einer anderen Welt. Ohne störende Nebentätigkeiten und Ablenkung.
Natürlich ist meine Handarbeit zur Entspannung gedacht, aber gleichzeitig treibt sie mich auch an. Es hat sich zu einem Faktor in meinem Leben entwickelt, der ungern an zweiter Stelle steht. Wenn ich irgendwo sitze und nichts tue, fühlt es sich sinnlos an – das wären locker 4 Runden gewesen! Wenn ich einen Film schaue, kriechen meine Projekte wie durch Zauberhand auf meinen Schoß und wenn ich mich in ein Café setze, muss zumindest ein Paar einfache Stricksocken mit. Die Kellner in unserm Stammcafé fragen schon immer, an was ich aktuell arbeite und wehe ich habe mal nichts dabei – da machen sich gleich alle, einschließlich meiner Eltern, Sorgen. Wie viel ist normal? Ist es gesünder – für Hand und Kopf -, wenn man mehrere Hobbies hat? Sollte man für Abwechslung sorgen oder ist es völlig unbedenklich, wenn man im Urlaubsort zuerst nach einem Wollladen Ausschau hält und sich an jeden Garnkauf liebevoll erinnern kann? Man weiß es nicht, zumindest ich weiß es nicht.
Nicht nur, dass ich Garn liebe und nahezu pausenlos ein Projekt in greifbarer Nähe liegen habe – nein! Schon lange reichte mir stumpfes Stricken und Häkeln nicht mehr aus, denn ich wollte auch darüber reden und startete so meinen Blog. Mit Pinterest und meiner kleinen Internetseite konnte ich zumindest zwei weitere Hobbies mit einbinden und meiner Liebe zum „FreiSchnauzeSchreiben“ und kleinerer Bildbearbeitung nachgeben. Ich liebe es, diese drei Dinge miteinander kombinieren zu können, wobei natürlich auch dabei alles im großen Thema „Handarbeiten“ mündet. Aber über dieses Stöckchen springe ich nur all zu gerne, da bereits früher diese Kombination bei anderen Themen funktionierte und mir viel Freude bereitete.
Wahrscheinlich wird sich das Hobbie „Handarbeiten“ länger ziehen, als die meisten anderen. Ob es immer den (zeitaufwendigen) Blog oder (das fast noch zeitaufwendigere) Pinterest und tägliches Stricken bzw. Häkeln geben wird, kann ich dagegen nicht sagen. Zeiten ändern sich, Leben ebenfalls und damit auch die Prioritäten. Meine Freundin hatte ihre Hochphase ca. 2 Jahre und arbeitet jetzt nur noch an Kuscheltieren, wenn sich irgendwo der Storch angemeldet hat. So drastisch wird es bei mir sicherlich nie abschwächen, da ich auch nach Jahren immer noch verzückt bin, wenn ich irgendwo einen Garnladen sehe und auch die herrlichen Anleitungen ziehen mich noch immer magisch in ihren Bann… aber man weiß eben nie, was das Leben für einen bereit hält. Ich schaue einfach mal, was ich noch alles lernen und schaffen kann 🙂
Aus gegebenen Anlass wird dieser Beitrag um folgenden Hinweis ergänzt:
Während ich diesen Beitrag mehr oder weniger nur noch Korrekturlesen und ihn schon längst veröffentlichen wollte, ergab sich leider ein schmerzhaftes Problem mit meiner Hand. Ich habe schon länger Probleme, wenn ich Stunden am PC sitze oder auch meinen Handarbeiten nachgehe und habe grade eine kleine Quittung dafür bekommen. Obwohl alles oben geschriebene 1:1 auch sieben Tage später gilt, werde ich dennoch versuchen, nun doch zumindest einen Tag in der Woche meinen Suchtfaktor etwas zu reduzieren und anderen Hobbies Freiräume bieten. Wahrscheinlich werde ich meinen Büchern endlich das Gehör schenken, dass sie verdienen und so meinen Händen ihre wohlverdiente Pause ermöglichen. Achte auf dich, deine Hände, Finger und Gelenke. „Nur noch diese Reihe“ ist ein Mantra, dass ich nur zu gut kenne und auch dafür muss es leider eine Grenze geben.
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Yvonne Fronmüller
10. Januar 2024 — 20:08
Hallo zusammen
Ich liebe Handarbeit am meisten stricke ich.
Ich liebe das bestaunen von Garnen und Handarbeitsheften oder Bücher, ich kann dabei vollkommen meine Sorgen vergessen.
Ich hatte es oben in einer Antwort an Gisi erwähnt, stricken trainiert beide Gehirnhälften.
Ich bin sehr froh daß ich mich beschäftigen kann, viele Menschen um mich herum können sich nicht selbst beschäftigen die schauen entweder Stunden lang Fernsehen oder kommen um vor Langeweile, besonders im Alter wenn der Beruf weg ist die Kinder außer Haus sind.
Also strickt , häkelt oder näht und Lest .
Liebe Grüße Yvonne
Gisi
22. März 2023 — 16:28
Hallo, Ihr wollsüchtigen und Hobby-Verrückten 🙂 Ich kann all das Geschriebene nur voll und ganz bestätigen. Ich bin inzwischen ein älterer „Wolljunkie“ und habe festgestellt: Wenn ich stricke (am liebsten Socken 🙂 ) versinkt die Welt um mich herum – ich bin, im meditativen Flow, ruhe in mir selbst, und das hat sogar zur Folge, dass der Blutdruck sich von zu hoch auf normal gebessert hat…..meine Arthrose-Hände bleiben „geschmeidig“ und ein Handchirurg hat mir dringend geraten: bleiben Sie am Ball, etwas Besseres können Sie nicht für sich und Ihre Arthrose tun. Also: Weitermachen, mit allem, was uns Spaß macht. Wir sind es uns wert.
Yvonne Fronmüller
10. Januar 2024 — 19:58
Hallo Gisi,
ich stricke seid 46 Jahren, es ist genau so wie oben beschrieben, ohne Strickzeug fühle ich mich verloren.
Da ich Beruflich früher in der Medizin tätig war kann ich deinem Arzt nur Recht geben stricken ist das Beste was du deinen Händen geben kannst.
Dazu kommt das wir beim Stricken beide Gehirnhälften trainieren. In den letzten Jahren wird es sogar in Reha Kliniken angeboten .
Und es hat mir in jeder Lebenslage geholfen.
Liebe Grüße Yvonne
Woll.Verine
11. Januar 2024 — 10:51
Guten Morgen, Yvonne und vielen Dank für den fachlichen Blick 🙂
Ich halte den halben Tag eine Maus fest und habe definitiv ein entspannteres Gefühl in den Händen, wenn ich abends stricke – wobei das leider aktuell viel zu kurz kommt.
Viele Grüße
Steffi
Sylvia Efken
21. Februar 2023 — 16:03
Bei mir ist Handarbeit auch schon ein Sucht. Selbst eine entzündliche Lähmung kann mich nicht stoppen Ich habe immer das Gefühl noch nicht genug geschafft zu haben.
Woll.Verine
22. Februar 2023 — 17:00
Ohje, pass bitte auf dich auf!
Aber ja, den Druck kenne ich auch und es treibt einen zwar oft an, aber ich finde es streckenweise schon etwas anstrengend 😀
Viele Grüße
Steffi
Margret Mahr
26. Januar 2023 — 16:42
Hallo liebe Gleichgesinnte,
das spricht mir alles aus der Seele. Ich liebe Handarbeiten seit der frühesten Jugend, die inzwischen dahin ist. Meine Kreativität entwickelt sich immer weiter und es wird wirklich fast zur
Sucht. Ich muß mich zwingen, ein Buch zu lesen, obwohl ich gerne lese. Meine Finger wollen
dann eigentlich stricken, Steine bemalen etc. Alles in allem kann ich aber sagen, dass es mir
mit den vielen Beschäftigungen gut geht und ich jetzt als Rentnerin auch die Zeit dazu habe.
Vor allem denkt man auch seltener an Krankheiten. Also, es wird weiter gestrickt.
Woll.Verine
2. Februar 2023 — 17:04
Guten Abend 🙂
Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen. Nicht nur, dass man weniger an Krankheiten denkt, sondern auch weniger an Arbeit. Ich hab mit Stricken angefangen, als ich wirklich stark überarbeitet war und nicht abschalten konnte. Kaum war die Angst vor fallengelassenen Maschen größer, war die Arbeit vergessen 😀
Liebe Grüße
Steffi
Jasmin
21. Oktober 2022 — 13:07
Ich kann dir mitfühlen. Ich mache irgendwie alles.
Bücher binden, stricken, filzen, nähen, malen und ich habe eine eigene Töpferei.
Was soll ich sagen?
Irgendwann wurde alles zuviel.
Wie mache ich es jetzt?
3 Monate stricke ich, 3 Monate töpfere ich, 3 Monate nähe ich und 3 Monate mache ich den restlichen Kram zusammen😂😂
Wenn es in Stress ausartet, ist es nicht mehr schön und weswegen üben wir unsere Hobbys aus?
Weil es schön sein soll und weil es Spass machen soll.
Jasmin
Woll.Verine
23. Oktober 2022 — 10:35
Huhu!
Bücher habe ich noch nie gebunden, aber das stelle ich mir auch richtig spannend vor! Dazu noch Nähen und Töpfern, du lebst meinen Handarbeitstraum.
Das klingt alles richtig gut und kreativ, da kommt wieder mein gieriger Hobby-Futterneid auf 😀 Lebe den Traum für mich mit weiter und genieße jedes Quartal – die Lösung klingt absolut vernünftig.
Liebe Grüße
Steffi
Phyllis
9. August 2022 — 17:56
Liebe Strickschwestern, freut Euch mit mir, dass wir alle so ein wunderbares Hobby haben. Ich bin nicht mehr ganz jung, deshalb kann ich sagen, das Stricken hat mir schon oft über schwere Zeiten hinweggeholfen, sei es, dass man seine Lieben mit Strickwerken verwöhnen kann, wenn Worte gerade nicht ankommen oder dass man sich mit schönen Farben und Formen von unguten Gedanken ablenken kann. Sogar meinen Arthrosehänden tut die Bewegung gut und schützt mich damit vor schlimmeren Beschwerden. Also lebt eure Kreativität aus und freut euch daran. Ganz liebe Grüße!
Woll.Verine
12. August 2022 — 14:17
Sei gegrüßt! 🙂
Meine Eltern sind in der Pflege tätig und können auch bestätigen, dass die Bewegung vielen sehr gut tut und dadurch die Finger/Hände nicht versteifen.
Das es dir bei Arthrose hilft, gleichzeitig als Hobbie Spaß macht und in schweren Zeiten helfen konnte, ist wirklich schön zu lesen und besser geht es doch eigentlich gar nicht. Oft sind es dann doch die kleinen Dinge, die einem wirklich Energie geben können. Und ja! Morgen wird neues Garn gekauft, denn die Kreativität läuft wieder munter im Kreis. Ich freue mich auf die vielen, neuen Projekte <3
Anni
6. Februar 2022 — 15:59
Ohhh, du sprichst mir aus der Seele. Ich gucke allerdings viele Wiederholungen im TV, daneben kann ich dann herrlich Schnittmuster vorbereiten oder Sachen sortieren, da ich die Handlung ja bereits kenne. Neue Serien/Filme aber und nebenbei Handarbeiten… da fehlen nachher entweder Maschen oder ganze Handlungsstränge. Alles zu seiner Zeit. 🙂
Liebe Grüße
Anni
Woll.Verine
10. Februar 2022 — 11:57
Das kann ich sehr gut nachvollziehen! 🙂
Ich habe mir letzten die Herr der Ringe-Trilogie rausgesucht und dabei eine größere Stricksession gemacht. Dutzende Male gesehen, aber bei Handarbeit immer wieder einer meiner Lieblinge <3
Yvonne
28. Januar 2022 — 14:45
Hallo Steffi,
Ja gruselig ist das fast, wie sich die Handarbeit alles andere unter den Nagel reißt.
Ich habe immer, immer viel gelesen, Klavier gespielt und war ein absoluter Filmfreak. Mittlerweile höre ich Hörbücher beim stricken und bekomme von Filmen nur noch das Grundgerüst mit. Öfter muss ich bei Filmen zwischendurch meinen Mann fragen, weil ich durch das Verpasste die Handlung nicht mehr nachvollziehen kann. Was oftmals auch genervte Antworten zur Folge hat wie z.b. “ Dann schau halt hin“ 😝
Vom Klavier spielen ganz zu schweigen…
Gut dass eins meiner Kids Klavier lernt, da muss ich dann doch hin und wieder mit an die Tasten sitzen 😄
Ich habe mir auch vorgenommen meine Zeit wieder besser unter meinen Interessen aufzuteilen. Mittlerweile habe ich auch Probleme mit einem Handgelenk… Aber es fällt mir manchmal echt schwer bei Fernsehen die Stricknadeln auf der Seite zu lassen 😅
Liebe Grüße Yvonne
Woll.Verine
31. Januar 2022 — 17:52
Guten Abend Yvonne!
So klein ist die Welt, mein Freund lernt gerade ebenfalls Klavierspielen und so kann ich auch ein wenig lauschen und daran teilhaben 🙂
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass auch Handarbeit einen großen Suchtfaktor hat und es nicht leicht ist, davon los zu kommen. Irgendein Projekt ruft immer, man möchte nicht unnütz rumsitzen und – zumindest bei mir – ist auch ein wenig Druck mittlerweile vorhanden. Am Wochenende war ich zum ersten Mal wieder im Garten und habe mich ordentlich ausgetobt. Es tat richtig gut und hat mir auch wieder Freude an der Handarbeit zurück gegeben, da der Kopf sich einfach mal wieder mit was anderem als Stricken beschäftigen konnte 🙂 Wobei man natürlich auch sagen muss, dass Corona meinen persönlichen Fokus schon extrem auf Stricken geworfen und NICHTS anderes mehr zugelassen hat.
Viele Grüße
Steffi