Ach du Strick!

Düsseldorfer Wollfest 2022

Endlich war es so weit! Nachdem das Wollfestival in Düsseldorf 2020 ausfallen musste und auch der Termin 2021 nicht stattfinden konnte, durfte ich an diesem Wochenende endlich wieder durch die Gänge der kleinen Messe flanieren, etwas Leckeres essen, nette Leute treffen und natürlich… shoppen 🙂


Vorab sei kurz erwähnt, dass in diesem Beitrag viele Hersteller und Kleinstunternehmen genannt werden. Selbstverständlich ist dies eine Form der Werbung, aber komplett unbezahlt und einfach nur ein Erfahrungsbericht 🙂

Meine Vorbereitung

Die Vorbereitung war leicht und doch besonders herausfordernd.

Nach meinem schrecklichen ersten Handarbeitsjahr und meinem ersten Besuch auf einem Wollfest (s. Blogbeitrag), habe ich einiges dazu gelernt und weiß worauf es ankommt. Zum einen bestand meine Vorbereitung darin, dass ich schon einige Monate vor dem Festival kein Garn mehr gekauft habe. Klingt leichter, als es für mich und viele andere Garnhamster ist. Pausenlos wurde ich auf Instagram und Co. mit den schönsten Farben beschallt, die man sich nur vorstellen kann. Eine Färberin nach der anderen präsentierte mir ihre Schmuckstücke und nicht nur ein mal war mein Warenkorb randvoll und wurde im Anschluss kommentarlos gelöscht. Ich wollte mir die Vorfreude nicht nehmen lassen und richtig ausgehungert zum Festival marschieren. Wer geht schon satt zum Grillfest?

Zum anderen bestand meine Vorbereitung darin, dass ich mit einem Projekt im Kopf losziehen und zielgerichtet Garn kaufen wollte. Ich hatte vor, mir ein Pulloverdesign auszusuchen, dafür Garn zu kaufen und munter im Winter daran zu stricken. Es kam, wie es kommen musste und ich versumpfte MONATE auf diversen Plattformen, quälte mich durch unzählige Farbkombinationen und wusste bis EINEN Tag vor dem Festival nicht, was ich kaufen würde. Es sind einfach zu viele Anleitungen, mein Können hindert mich an einigen Techniken und ich bin so wenig entscheidungsfreudig, wie schon lange nicht mehr.

Beispielsweise wollte ich schon ewig den Zweigsweater stricken, aber ich mag die Höhe des Musterabschlusses auf der Brust nicht. Der Wool&Honey-Sweater ist dagegen einfach ein Träumchen und ich mag die unterschiedlichen Höhen des Mustersatzes, aber er scheint sich beim Tragen zu verziehen. Der Weekender steht sogar noch länger auf meiner Liste, als der Zweig. Ich finde das schlichte Design wunderschön, scheue aber doch sehr die Strickweise. Der Pullover sieht vor, dass man ihn von unten nach oben strickt, wodurch man ihn nicht anprobieren kann. Gerade durch meine Arme (s. Blogbeitrag), habe ich nur allzu oft schlechte Erfahrungen gemacht.

Noch dazu sind viele Anleitungen auf englisch und nein, ich gehöre nicht zu den Mutigen, die es dennoch probieren. Ich will mich beim Stricken entspannen und nicht noch zusätzlich herausfordern. Sicherlich kommt irgendwann der Punkt, an dem ich selbstsicher genug bin und es probiere, aber noch bin ich dort nicht angekommen.

Die Planung verlief also mehr als schleppend und sorgte tatsächlich für etwas Kopfschmerzen. Vor allem als die Zeit immer kürzer wurde, kam ein klein wenig Torschusspanik dazu und setzte mich mehr unter Druck, als es ein simpler Kauf von Garn sollte.

Mein Plan

Im Grunde bestand mein „großer Plan“ aus vier Teilabschnitten:

Am Abend vor der großen Jagd reifte die Idee, dass ich „einfach eine Pullovermenge kaufen“ und notfalls einen stinknormalen Raglan daraus stricken würde. So wären alle niederen Bedürfnisse befriedigt und meine zermürbende Suche hätte endlich ein Ende. Ich suchte nicht länger nach einer Anleitung und war augenblicklich entspannter.

Der zweite Punkt auf meiner Liste war ein Besuch bei einer meiner Handfärberinnen. Sie postete in ihren Stories auf Instagram, dass sie ihre handgemachten Projekttaschen mitbringen würde und da mir ihre Designs sehr gut gefallen, wollte ich zumindest mal vorbeischauen und vielleicht gleich dort mein Garn kaufen.

Außerdem tanzte ich schon sehr lange um handgefärbte, selbststreifende Sockenwolle von Danielas Wolltopf herum und ein Set sollte mich auf jeden Fall mit nach Hause begleiten. Vielleicht sogar ein Farbverlauf für Stricksocken? Zumindest an dem Punkt war ich optimistisch, fündig zu werden.

Da unter anderem auch die „Aktion Grüne Socke“ auf dem Wollfestival vertreten war, wollte ich meine diesjährigen Spendersocken direkt vor Ort abgeben. Spoiler-Alarm: Zu mindestens das gelang reibungslos.



Der Messebesuch und die Beute

Wie heißt es so schön?

Willst du die Götter zum lachen bringen, mache einen Plan!

Schlussendlich war ich bereits samstagsmorgens (mal wieder) total verwirrt.

Ohne wirklichen Plan losziehen, ist eh schwierig. Allerdings dachte ich, dass ich auf jeden Fall eine Pullovermenge Garn finden würde und mich vielleicht sogar zwischen mehreren entscheiden müsste. Wie falsch ich lag! Bevor ich loszog rechnete ich felsenfest damit, dass – wie sonst auch – viele Fade-Sets zum Kauf bereit liegen würden, aber zu meiner Überraschung taten sie es nicht. In all den Jahren davor wurden sie einem mundgerecht serviert und in diesem Jahr haben sich alle Färber:innen kollektiv anders entschieden. Grundsätzlich nicht schlimm, aber brachte mich doch sehr zum schwitzen.

Am Stand vom Mondschaf konnte ich leider die angepriesenen Taschen nicht finden und fokussierte mich zuerst auf das Pullovergarn. Während meiner Suche entdecke ich ein Shake it up Tuch und es gefiel mir wahnsinnig gut. Die Anleitung liegt schon ewig in meiner Raverly-Favoritenliste und ich beschloss kurzerhand, für dieses Projekt Garn zu kaufen und der leidigen Suche nach Pullovergarn endgültig ein Ende zu bereiten. Schnell fiel meine Wahl auf einen Strang, den ich schon immer haben wollte und der zweite war auch schnell gefunden. Mit dem Kontrastgarn tat ich mich deutlich schwerer und nervte sicherlich alle, die „mal eben schnell“ etwas kaufen wollten. Ich mutierte zum „Standbesetzer“ und elendem „Stehrümchen“. Pink? Türkis? Oder zartes Rosa? Irgendwann beschloss ich, einfach an einem anderen Stand zu schauen und wurde schnell fündig. Es wurde ein schöner Orangeton, der sicherlich einen guten Kontrast geben wird.

In wie weit ich mich für meine kleine Planänderung noch verabscheuen werde, kann ich nicht beurteilen. Wer den Shake it up kennt weiß, dass er zweifarbig gestrickt wird und wenn ich eins nicht kann, dann ist es zweifarbig stricken. Allerding bin ich guter Dinge, dass ich auch diese Hürde schaffen werde und vielleicht werde ich das Tuch mit einem Blogbeitrag begleiten.

Auch wenn das geplant ungeplante Pulloverprojekt im ersten Anlauf scheiterte, blieb ich dabei und kaufte Ringelsockenwolle bei Danielas Wolltopf.

Ein wunderschönes, bunt-graues, Set durfte mit nach Hause und sogar in der Farbe, die ich mir zuhause ausgesucht hatte. Das zweite Bällchen musste mit, weil es als 2te Wahl 9 Euro günstiger war und der innere Schwabe kickte. Es kann so einfach sein.

Am Sonntagmorgen wurde ich leicht unruhig bei dem Gedanken, dass heute alle Garn kaufen würden, nur ich nicht. Als Vorverkaufskarten-Käuferin durfte ich an beiden Tagen mit meinem Ticket das Wollfest besuchen und mein Freund ermunterte mich, davon auch Gebraucht zu machen.

Dieses Mal ging ich ohne meine Freundin und schlenderte alleine meine Ründchen, wühlte mich durch Garn und fand relativ schnell ein wunderschönes Fadeset. Beseelt von meinem erfolgreichen und unverhofften Einkauf ging ich noch ein wenig spazieren und wollte nur noch ein paar Maschenhalter und eine Rundstricknadel für das Shake it up Tuch kaufen. Wie kann man so viele Stricknadeln haben, aber schon wieder nicht die passende? Es ist einfach verrückt.

Mehr oder weniger direkt neben dem „Klimbims-Stand“ entdeckte ich die Taschen meiner Handfärberin, die ich am Vortag noch vermisst hatte. Wie durch ein Wunder, stand genau die Farbe auf dem Tisch, die ich von Anfang an im Auge hatte und musste natürlich direkt zuschlagen. Erst auf der Terrasse fiel mir auf, wie gut das Garn zur Tasche passt und ich hätte es am liebsten sofort angestrickt. Aber auch die Tasche gefällt mir besser, als ich es in den Stories vermutet hätte. Das Viereckige Design bleibt einfach stehen und kippt nicht so um, wie es mein aktueller Projektsack tut.



Die Goodie Bag

Durch mein Vorverkaufs-Ticket kam ich nicht nur bequemer ins Gebäude, ich konnte sogar eine Tasche mit kostenlosen Dingen abstauben 🙂

Jedes Jahr steht das Wollfestival im Zeichen einer anderen Farbe. In diesem Jahr war Blau an der Reihe und so dachte ich, es würde blaues Garn geben. Die Farben sind dagegen eher schlammig/erdig, aber mir wird sicherlich noch eine nette Verwendung einfallen. Außerdem gab es ein Nadelmaß (Gott sei Dank, ich habe meins verloren), Zeitungen, ein Strickbild und andere kleine Dinge.

Die Überraschung!

Die liebe Caia (Lanaphilia) hat auch in diesem Sommer ihre #sommerwollchallenge2022 ausgerufen und (sehr großzügig!) Preise unter allen Teilnehmern verlost. Es gab 5 Anleitungen und ein Garn-Überraschungspaket zu gewinnen.

Am Mittwoch vor dem Wollfestival endete die Challenge und die Gewinner standen fest. Soll ich verraten, wer die Garnüberraschung gewonnen hat? Die Steffi! 🙂 Die Freude war gewaltig und ich hätte es nicht direkt vor dem Schlafengehen lesen sollen. Die komplette Nacht träumte ich von Überrachungsgarnen in allen Formen, Größen und Farben. Am Morgen hatte ich einen regelrechten Strick-Häkel-Garn-Burnout und war froh, einfach arbeiten gehen zu dürfen 😀

Da Caia als Verkäuferin auf dem Wollfestival war, habe ich portosparend mitgedacht und das Paket gleich dort abgeholt. Meine Freundin und ich waren ultragespannt auf das Garn und ich war gleichzeitig total überfordert. Das Paket an Ort und Stelle öffnen? Später beim Mittagessen? Aber wäre das nicht unhöflich? Omg, hoffentlich kein Foto! Du siehst, ich war wie immer selbstsicher und ging schon im Vorfeld äußerst souverän mit der Situation um. Mein Freund raunzte mir dann einen Kompromiss ins Ohr: Ist es ne Tüte, guckst du rein, ist es zu, lässt du es zu. Damit konnte ich arbeiten.

Mental war ich auf alles und jedes Material vorbereitet. Selbst die mir unbekannten Spinnfasern hätte ich als Herausforderung für das kommende Strickjahr angesehen und schleichte direkt zum Stand, als ich ihn sah. Caia ist äußerst sympathisch und überreichte mir ein Tütchen, mit einem wunderschönen, flieder/lavendelfarbenen Sockengarnstrang und einer ihrer Tassen. Ist es nicht schön? Ich werde auf jeden fall Mustersocken daraus zaubern müssen. Welche? Wir werden sehen 🙂

Fazit

Ich liebe Wollfeste! Im August ist es bekanntlich warm und auch in diesem Jahr bin ich ziemlich weggeschmolzen und hatte leichte Kreislaufprobleme/Kopfschmerzen. Allerdings bin ich kein Maßstab, da ich die relativ schnell bekomme. Außerdem gab es überall Tische und Bänke, sodass jeder zwischendurch Pausen einlegen konnte.

Ob ein Wollfestival das Richtige für dich ist?

Du liebst Garn und du strickst oder häkelst gerne im Rudel? Dann auf jeden Fall! Selbst für die kleineren Geldbeutel ist es eine nette Abwechslung, da niemand gezwungen wird, Garn zu kaufen und für jeden Geldbeutel ist genug vorhanden. Vom teuren Cashmere bis hin zur Industriesockenwolle, kommt jeder auf seine Kosten. Auf den Bänken und an den Tischen tummeln sich drinnen und draußen die Handarbeiter:innen und man kommt schnell miteinander in Kontakt. Schließlich haben wir alle das gleiche Hobbie 🙂 Aber selbst die, die gerne für sich alleine sitzen wollen, haben genügend Ausweichmöglichkeiten und können entspannt verschnaufen.

Meine Tipps für einen entspannten Festivalbesuch:

  • Kaufe dein Ticket im Vorverkauf
  • Samstags um 10 Uhr öffnen sich die Türen. Natürlich kannst du dich schon um halb 10 anstellen, aber selbst dann bist du relativ weit hinten. Gegen Mittag/Nachmittag gibt es noch genügend Garn für alle. Die erste Aufregung hat sich dann bereits gelegt und du hast nichts verpasst.
  • Plane deine Einkäufe. Es ist bei weitem entspannter, wenn man nicht zwischen 1.500 Stärken, Materialien und Farben spontan im Gedrängel entscheiden muss, sondern gezielt einkaufen kann. Es ist zwar genug Garn für alle da, aber es ist voll, es wird auch mal etwas kuscheliger und andere wollen ebenfalls an den Stand. Außerdem ist man schnell überfordert und kauft schneller Unfug, wenn man absolut planlos oder total gehyped ist. Glaub mir, ich hab so manch einen Spontankauf-Strang noch hier liegen und noch keine Verwendung dafür gefunden. Plane allerdings nicht nur deine Projekte, sondern auch dein Budget. Wie viel Geld steht dir zur Verfügung? Brauchst du nur Garn oder muss dein Budget auch für anderes Material wie z.B. Stricknadeln reichen?
  • Die erste Runde sollte immer dem Überblick dienen. Ich kenne den Drang, DIREKT los zukaufen. Wenn du 1.000 Euro zur Verfügung hast und aus allem was zaubern kannst, bitte 😀 Aber wer am ersten Stand 4 Stränge kauft, kann vielleicht die noch schönere Farbkombi nicht mitnehmen, weil man bereits sein Geld ausgegeben hat.
  • Sei freundlich. Ich muss sagen, dass in diesem Jahr alle nett waren und ich kein Gemoser vernommen habe. Natürlich wird man mal angerempelt, dafür sind die Gänge einfach zu eng. Es meint aber keiner böse.
  • Nimm eine ausreichend große Tasche mit, aber halte dein Geld körpernah. Diesen Tipp möchte man nicht geben, aber bei aller Freude sollte man nicht vergessen, dass es nicht nur nette Menschen gibt.
  • Du wolltest schon immer jemanden treffen, den du aus dem Internet kennst? Verabrede dich rechtzeitig! Manchmal läuft einem einfach die Zeit davon und man hat ein Treffen nicht geschafft.


Impressionen

Da bekanntlich Bilder mehr als 1.000 Worte sagen, habe ich dir ein paar Fotos geknipst und das wilde Treiben festgehalten. Das Licht war nicht unbedingt das, was man sich für Bilder wünscht. Daher sind die Bilder nicht unbedingt qualitativ hochwertig, aber es reicht bestimmt dennoch aus 🙂

Viel Spaß beim virtuellen Besuch auf dem diesjährigen Wollfest!

PS: Im Anschluss war ich (…an beiden Tagen) beim Mexikaner um die Ecke essen. Ein mal mit meiner Freundin und mit meinem futterneidischen Freund am Tag darauf. Ich habe mich nicht beschwert 😀


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